Best Kept Secret 2016 – Tag 3 (19.06.2016)

Sollte es am letzten Tag des Festivals etwa tatsächlich trocken bleiben und mal ein Konzert bei Sonnenschein zu sehen sein? Diesmal sind wir optimistisch ohne Regenkleidung losgezogen.

Half Moon Run

Leider habe ich den Start des ersten Konzerts, das mich interessiert hätte, verdaddelt. So war ich dann auch nur zu den letzten Stücken von Half Moon Run an der Hauptbühne. Macht aber nichts, das wichtigste habe ich mitbekommen – namentlich ihr wohl bestes Stück „Full Circle“. Die paar Songs davor zogen mir zwar nicht die Schuhe aus, aber mal schauen, wohin sich die junge kanadische Kapelle noch entwickelt.

Yeasayer

FOURAnschließend zieht es die anderen zur zweiten Bühne und den Yeasayers. Als Pessimist habe ich eine gewisse Abneigung gegen Bands, die „Yeah“ im Namen tragen, und kann das auch hier nicht abschütteln. Das gute bei einem Festival ist allerdings, dass man jederzeit woanders hingehen kann. Also lieber auf die benachbarte Bühne, auf der verschiedene DJs durchgängig Tanzmusik verschiedenster Stile auflegen. Bei angenehmem Sonnenschein und ausgelassener Stimmung kann ich dort bei souligen Grooves ein bisschen gute Laune tanken.

Ásgeir

ÁsgeirWieder im regulären Programm geht’s weiter mit dem Isländer Ásgeir, der sich bestimmt anders ausspricht, als man denkt. Von seinem Set ist mir allerdings lediglich eine Cover-Version von „Heart-shaped Box“ in Erinnerung geblieben, das Kurt Cobain zu einer Zeit schrieb, als Ásgeir noch Joghurt im Schaufenster war. Nirvana-Fans rollen sich dabei vermutlich die Fußnägel hoch, ich finde aber, das kann man machen.

Two Door Cinema Club

Weiter im Programm und zum Two Door Cinema Club auf der Hauptbühne. Das sind drei Jungs, die sich irgendwann Mitte der Nullerjahre zusammenfanden, alle Gitarre spielen wollten und darum zusammen mit einem Drum Computer eine Band gründeten. Ihr 2010er-Debüt „Tourist History“ fand ich trotz einer Tendenz zu zappeligen Stadionhymnen ganz eingängig, wenngleich ich der Meinung bin, mit einem echten Schlagzeuger wäre mehr drin gewesen. In den letzten Jahren habe ich die Band wieder aus den Augen verloren, was aber auch daran liegen könnte, dass seit 2012 kein neues Album erschienen ist. Das wird sich wohl in Kürze ändern, ein Umstand der ihnen offensichtlich einen Platz im Lineup des Best Kept Secret beschert hat. Und auf der großen Bühne kommen die Hymnen auch ganz gut.

BadBadNotGood

Vom nächsten Act hatte ich vor dem Festival noch nie was gehört, aber ein Mitreisender meinte, BadBadNotGood könnte entgegen des Namens doch ganz gut werden. Zunächst sitzen wir etwas außerhalb der Konzerthalle, sodass ich nur ein paar Basslines und das Schlagzeug vernehmen kann. Klingt wie frickeliges, verkopftes Gekniedel… genau das, worauf ich jetzt Lust habe. Und das meine ich nicht ironisch, also rein ins Getümmel.

BadBadNotGoodUnd tatsächlich, da spielen vier Typen auf der Bühne in der Kombo Bass, Schlagzeug, Tasten und Saxophon. Kein Gesangs-Schnickschnack, nur zwischen den Stücken hält Schlagzeuger Alexander Sowinski etwas zu lange Ausführungen dazu, dass sich die Menschen lieb haben sollen und Musik eine gute Sache ist. Geschenkt, die Herren verstehen ihr musikalisches Handwerk und bringen einen interessanten Fusion-Sound zwischen Jazz und Instrumental-Hiphop auf die Bühne.

Das ganze entpuppt sich sogar als ausgesprochen tanzbar. Ich bin mir auch relativ sicher, dass ich bei diesem Musikstil noch nie jemanden habe Crowdsurfen gesehen – aber es gibt ja für alles ein erstes Mal. Für mich die Positivüberraschung des Festivals, ich werde nach den Kanadiern in Zukunft Ausschau halten. Ein Hinweis noch: Wie ich mittlerweile festgestellt habe, reihen sich BadBadNotGood in die Reihe der Künstler ein, deren Alben der Konzerterfahrung nicht gerecht werden.

Jamie xx

Als letzter unserer Gruppe verlasse ich also nun mit seligem Lächeln die Halle, um mich zum letzten Headliner des Festivals zu begeben, der für andere der Grund war, überhaupt herzukommen. Die Rede ist von Jamie xx, dem Soundfrickler der Londoner Emo-Elektroniker The xx. Der wandelt mittlerweile auch auf Solopfaden und veröffentlichte im vergangenen Jahr sein Debut „In Color“. In der Gruppe bin ich vermutlich derjenige, dem dieses Konzert am egalsten ist, aber als gemeinsamer Ausklang des Festivals passt das schon. Erstaunlicherweise finden wir uns alle keine 10m vor der Bühne ein und haben dort sogar relativ viel Platz. Ich hätte mit wesentlich mehr Gedränge gerechnet, dafür dass der ganze Strandbereich voll mit Menschen ist.

Zum Konzert selbst: Nunja, da steht eben ein 27jähriger auf der Bühne und legt wortlos Platten im 4/4-Takt auf. Wer Fan ist, wird das klasse finden, und ich kann mir auch vorstellen, dass spätestens beim zugegeben schön deprimierenden „Loud Places“ dem einen oder der anderen das Herz aufging. Kann man schon machen, und ein netter Ausklang des ersten und letzten regenfreien Festivaltags.

Fazit

TurmSchöne Location in einem sonst als Safaripark genutzten Gelände, gute Organisation, angenehmes Publikum mit Altersschnitt um die 30, für ein Festival hervorragendes Essen und Sanitäranlagen mit fließendem Wasser: Das Best Kept Secret ist ein Festival, dass man durchaus empfehlen kann.

Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.

Best Kept Secret 2016
Freitag (17.06.2016) | Samstag (18.06.2016) | Sonntag (19.06.2016)

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