Fat Freddy’s Drop (Zitadelle Spandau)

Konzertkritik: Fat Freddy's Drop
Price:
44,95 €

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Rating:
4
On 24. August 2018
Last modified:25. August 2018

Summary:

Für die technischen Probleme kann die Band leider nichts. Allerdings führen diese trotz Berlins selbsternannter "schönster Open-Air-Location" unweigerlich zu einem Stimmungsdämpfer.

Ich sehe diese Dub/Raggae/Soul/Elektro-Combo nun schon zum vierten Mal. Da das letzte Mal aber schon fast drei Jahre her ist und es sich diesmal zur Abwechslung auch um einen Outdoor-Termin handelt, ist es Zeit für eine Auffrischung.

Bisher hatte ich das Vergnügen nur in der Columbiahalle mit ihrer dichten Atmosphäre und guten Sound-Anlage. Daher war ich erstmal skeptisch, wie das draußen auf der Zitadelle Spandau wirkt. Andererseits kann ich’s den Neuseeländern nicht übel nehmen, dass sie auch mal in der Sonne spielen wollen. Damit war’s zwar am heutigen, recht bewölkten Freitag nicht weit her, aber die Belüftung einer Freilichtbühne hat dennoch ihr gutes.

Jazzanova

JazzanovaZum heutigen Abschluss ihrer aktuellen Tour haben sich Fat Freddy’s Drop einen besonderen Support mitgebracht: die Berliner Lokalmatadoren Jazzanova. Einige ihrer Remixe sorgten seinerzeit dafür, dass FFD auch in Europa einem größeren Publikum bekannt wurde. Außerdem wurden die Freddys auch bis Ende der Nullerjahre über ein Sub-Label des eigenen Sonar Kollektiv vertrieben.

Mit Jazzanovas eigener Musik bin ich bisher aber nur am Rande in Kontakt gekommen. Deren chilliger Jazz-House ist für mich eher was zum nebenbei laufen lassen, nicht zum aktiv anhören. Daran hat sich auch durch das heutige Konzert nichts geändert. Ich muss allerdings zugeben, dass der Groove zu dieser Jahreszeit und Location durchaus ihren Reiz entfaltet.

Fat Freddy’s Drop

Kurz nach Sonnenuntergang betritt dann MC Slave die Bühne und stimmt das Publikum auf die folgenden zwei Stunden Musik „straight from Aotearoa, New Zealand“ ein. Nach gewohnt erstmal ruhigerem Einstieg baut sich langsam Stimmung auf, bis sie mitten im Stück einen ziemlichen Dämpfer bekommt. Plötzlich ist Ruhe im Karton, die gesamte Tonanlage ist ausgefallen. Hab ich so noch nicht erlebt, und es dauert auch ein paar Minuten, bis alles wieder funktioniert. Statt das Stück nochmal von vorn zu beginnen, spielt die Band einfach weiter, wo sie unterbrochen wurde. Als jemand, der sich vor vielen Jahren im Gitarrenunterricht auch gelegentlich dazu genötigt sah, im 3. Takt auf Seite 2 loszuspielen, nötigt mir das Respekt ab. Nicht nur der quantisierte Beat, sondern auch alle live Spielenden sind sofort wieder auf den Punkt.

Zur Mitte des Konzerts spielen Fat Freddy’s Drop ein paar neue Stücke, die demnächst bestimmt ihren Weg auf ein Album finden werden. Stilistisch sind das keine Überraschungen, sie wirken mir nur ungewohnt ruhig und daher in ihrer Länge nicht gleichermaßen tanzbar wie das sonstige Material der Band. Es könnte aber auch sein, dass es sich zu bekannten Tönen einfach besser bewegen lässt. Als weitere Randnotiz: Der Song „Razor“ entfaltet im Kontext der gerade tobenden Waldbrände in Brandenburg leider ungewollte Assoziationen.

Gegen Ende des Konzerts knallte dann nochmal eine Sicherung. Diesmal war zwar nicht der gesamte Sound, sondern nur das Mikrofon von MC Slave betroffen. Für die Stimmung ist es allerdings nicht gerade zuträglich, wenn ausgerechnet dem Anheizer der Saft fehlt. So hingen die technischen Probleme leider wie ein Damoklesschwert über dem gesamten Konzert. Nicht mal zum obligatorischen „Shiverman“ als Höhepunkt des Abends konnte ich das unterschwellige Gefühl abschütteln, dass die ganze Performance jederzeit wieder durch einen Defekt zum Stillstand kommen könnte.

Fazit

Für die technischen Probleme kann die Band leider nichts. Allerdings führen diese trotz Berlins selbsternannter „schönster Open-Air-Location“ unweigerlich zu einem Stimmungsdämpfer.

4
Ticketpreis: 44,95 €

One thought on “Fat Freddy’s Drop (Zitadelle Spandau)

  1. helmkin

    Habe die Band zum ersten Mal live gesehen. Trotz der technischen Probleme ein erstklassiger Auftritt. Der Funke sprang über. Es war eine tolle Stimmung im Publikum. Hervorzuheben für mich: Der melodische Gesang von Dallas Tamaira, der fast jedem Stück eine n eigenen Charakter verleiht und der unwahrscheinlich zum Rest passt. Wahrlich eine Stimme, die sich abhebt von so vielen in diesen Musikstilen. Und dann das energiereiche Fundament: Die Bläsersection, insbesondere mit den Bläsersetzen. Herrlich. Sie hatten genau das Maß zwischen Perfektion und groovender Ungenauigkeit getroffen. Das bereicherte den Sound ungemein. Für mich persönlich hervorzuheben: Ich mag es ja eigentlich nicht, wenn kein Schlagzeug auf der Bühne steht und aller Drumsound synthetisch daherkommt. Aber diesmal hat alles gestimmt, was offenbar der nach DJ aussehende Musiker auf der Bühne da produziert. Der ganze Rhythmusteppich wirkte lebendig, hatte viel Groove und lis einen nicht ruhig stehen. Musikalisch fand ich den Mix zwischen Reggae, Dub, Jazz sehr gut gelungen. Manche Stücke kannte ich andere waren ja neu. Klar, sie ähnelten sich – aber es war halt geile Mucke. Noch zur Location: Spandauer Zitadelle ist für mich der schönste Ort für solche Konzerte in ganz Berlin.

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