Einer der acht Herren auf der Bühne wird in zwei Stunden nur noch in Unterwäsche dort spielen.
Doch von Anfang an. Als ich vor etwa 2 Jahren auf Fat Freddy’s Drop und ihre wohltemperierte Mischung aus Dub, Raggae, Soul, Jazz und Elektro gestoßen bin, war drei Tage vorher ein Konzert in Berlin. Letztes Jahr war ich wohl offenbar gerade im Urlaub, als sie wieder hier gastierten. Doch dieses Jahr hat’s endlich geklappt: direkt nach der Rückkehr aus dem benachbarten Australien habe ich Karten für die neuseeländische Kombo geordert, ursprünglich noch für’s bei mir nicht sonderlich beliebte Huxley’s, dann glücklicherweise in die C-Halle verlegt. Zwar geplant als eine Veranstaltung mit einigen Kollegen stand ich in Ermangelung funktionierender Koordination und Absprachen in der dunklen Halle dann doch allein vor der Bühne, aber das tat dem ganzen keinen Abbruch.
Als Support brachte Yarah Bravo das Publikum schonmal auf Betriebstemperatur, trotzdem sie allein die große Halle bespielte. Ich habe es selten erlebt, dass bereits der Einheizer derart wohlwollend vom Publikum aufgenommen wurde, mal vom letzten Muse-Konzert abgesehen, wo einige Zuschauer offenbar nur der Vorband wegen kamen. Trotz einiger technischer Probleme mit ihrem Equipment brachte Yarah ihre Show aber bravourös über die Bühne.
Und dann traten die acht Neuseeländer, selbstverständlich stilsicher gekleidet in Anzug, Krawatte und Hut auf die Bühne. Vom ersten Stück an, das auch ihr gleichnamiges aktuelles Album Blackbird eröffnet, war die Halle am Toben. Und sie hörte erst am Ende des Konzertes nach der Zugabe wieder damit auf. Hier waren offenbar nur Leute zugegen, die scharf auf die Musik waren, und die haben sich auch standesgemäß gehen lassen. In angenehm schwül-verschwitzter Atmosphäre wurde auch ordentlich geraucht, glücklicherweise das wenigste davon Tabak.
Auf der Bühne wurde natürlich auch einiges geboten, handelt es sich doch bei den Herren gleichermaßen um begnatete Musiker wie Rampensäue. Wie sich’s für FFD gehört, wurden die Stücke nicht einfach der Reihe nach runtergespielt, sondern abgewandelt, darüber improvisiert, sie ineinander überlaufen gelassen. Und wie oben schon angekündigt, wurden auch die schicken Anzüge nicht die ganze Zeit anbehalten, immerhin gerät man beim Vollblut-Musizieren auch ziemlich ins Schwitzen.
Fazit
Nach zwei Stunden Vollgas und so einigen verlorenen Litern Schweiß waren meine Stimme und Ohren dann auch hinüber. Aber mit einem seligen Lächeln auf den Lippen trat ich wieder raus in den nasskalten deutschen Herbst, den Frühling der südlichen Hemisphäre im Herzen.