Emilíana Torrini (Huxley’s Neue Welt)

Konzertkritik: Emilíana Torrini
Price:
29,45 €

Reviewed by:
Rating:
5
On 3. November 2013
Last modified:14. Oktober 2017

Summary:

Ein gefühlvoller Abend mit einer sehr bodenständigen und liebenswürdigen Musikerin, der alles divenhafte gänzlich abgeht und die ich mir bei Gelegenheit auch nochmal anschauen werde.

Es gibt Musiker, die mit dem zweifelhaften Ruhm leben müssen, dass ihr kommerziell erfolgreichstes Stück ausgerechnet ein für sie eher untypisches ist. Die isländische Sängerin und Komponistin Emilíana Torrini gehört dazu, seit vor ein paar Jahren eine bekannte Fernsehsendung mit dem zappeligen Jungle Drum unterlegt wurde. Immerhin verschafften ihr die Tantiemen den Luxus, sich eine fünfjährige Auszeit nehmen und um ihren Nachwuchs kümmern zu können. Dieses Jahr ist sie aber mal wieder auf Tour, um ihr neustes Studioalbum Tookah vorzustellen. Bei ihrem Auftritt im Huxley’s war ich zugegen, unter anderem um meiner Begleitung eine verlorene Wette einzulösen.

Zunächst spielte die Musikerin Wallis Bird einige ihrer Songs. Ganz allein nur mit (leider etwas übersteuertem) Mikro, einer Gitarre und Loopstation bewaffnet, sprühte diese zierliche Frau nur so vor Energie. Zwar wollte der Funke nicht so recht aufs großteils paarweise erschienene Publikum mit Altersschnitt um die 40 überspringen, doch kann dies schwerlich der Künstlerin angelastet werden. Mich konnte sie zumindest soweit beeindrucken, dass ich bei meiner Recherche nach anstehenden Konzerten künftig auf ihren Namen achten werde.

Emilíana Torrini schließlich betrat mit 6köpfiger Band die Bühne, die eine Reihe von Instrumenten mitgebracht haben, darunter Gitarren, Bass, Schlagzeug und alle mögliche weitere Percussion, Keyboards, Zieharmonika, Zithern, sowie – viel zu selten auf den Bühnen dieser Welt – eine singende Säge. Zur Eröffnung wurde Home vom neuen Album gespielt, das noch etwas holprig rüberkam. Dies kann einerseits der Nervosität der Musiker geschuldet sein, andererseits ist das Publikum für ein Taktmaß von 13/8 offenbar einfach noch nicht reif. Ab dem zweiten Stück waren dann aber alle eingespielt und auch das Publikum mitgenommen. Neue und alte Songs wechselten sich ab, und auch die Stücke, die mir besonders am Herzen liegen, wurden gespielt (darunter das grandiose Birds).


Emilíana Torrini – Birds on YouTube

Zur Mitte des Abends hin verkleinerte sich die Band auf der Bühne mit jedem Stück etwas, bis Torrini schließlich allein mit einem Gitarristen und dem Keyboarder auf der Bühne stand. Zwar spielt Torrini bei ihren Auftritten selbst kein Instrument, doch gehört sie nicht zu denen, die sich gänzlich auf die Wirkung ihrer Stimme verlassen und die Instrumentierung grundsätzlich dem Gesang unterordnen. Im Gegenteil, gerade durch dieses Konzert wurde mir bewusst, welche Bedeutung Harmonik und Arrangement für ihre Musik haben. Mit ihrer Liveband (Positivbeispiel für Berufsmusiker) hat Torrini in jedem Fall ein glückliches Händchen bewiesen.

Nachdem alle wieder auf der Bühne vereint waren, wurde natürlich auch das unvermeidliche Jungle Drum gespielt – damit man’s hinter sich hatte. Anschließend wurden etwas angenehmere Saiten aufgezogen, bevor mit dem experimentellen Siebeneinhalbminüter When Fever breaks die Zugaben ein- und der Abend ausgeläutet wurden.

Vor dem gleichnamigen Lied versuchte Torrini zu erklären, was es mit dem Begriff „Tookah“ auf sich hat. Sie beschrieb es als das sehr schlichte und befreiende Gefühl, mit sich selbst grundsätzlich im Reinen zu sein. Ich denke, nach dem Konzert konnte ich ein Stück Tookah mit nach Hause nehmen.

Fazit

Was bleibt ist ein gefühlvoller Abend mit einer sehr bodenständigen und liebenswürdigen Musikerin, der alles divenhafte gänzlich abgeht und die ich mir bei Gelegenheit auch nochmal anschauen werde.

Nicht zuletzt eine Wette, die ich gern eingelöst habe

5
Ticketpreis: 29,45 €

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