Darkside (Astra Kulturhaus)

Konzertkritik: Darkside
Price:
26,00 €

Reviewed by:
Rating:
4
On 12. März 2014
Last modified:24. April 2016

Summary:

Hach, wär ich doch letztes Jahr im Berghain schon da gewesen. Aber kann man sich trotzdem geben, und wem Darkside auf einem der zahlreichen Festivals dieses Jahr über die Bühne läuft: anschauen!

Die Nächte vorher noch mit Fieber im Bett gelegen, gestern dann den musikalischen Fieberträumen von Darkside im Astra gelauscht. Aber von Anfang an.

Oder besser von 10 Minuten nach Anfang, denn eigentlich kam ich aufgrund einer anderen Verabredung zu spät. Es wird mir aber wohl immer ein Rätsel bleiben, warum sie’s im Astra nicht hinbekommen, zu Konzertbeginn die Leute auch im Saal zu haben – ich musste jedenfalls noch 20 Minuten in der Schlange stehen. Endlich drinnen spielte dann der Support auf, ein Mann, dessen Name wohl so lustig ist, dass er nirgendwo steht. Aber der hat mich musikalisch auch so gar nicht bewegt. Beschreiben könnte man seine Musik als Elektro mit Gesang, gesegnet mit der Fistelstimme von Billy Corgan, dem Habitus Stevie Wonders und der Fertigkeit zur kurzen und prägnanten Formulierung Fidel Castros. Und und so sang und schrie und lamentierte er vor sich hin über seinen zurechtgelegten Akkorden… ich war nicht traurig, als es vorbei war.

Aber deswegen war ich ja auch nicht hergekommen, sondern eben wegen Darkside. Wer’s nicht kennt: unter diesem Projektnamen fabrizieren der Elektro-Frickler Nicolas Jaar und sein langjähriger Bühnen-Buddy Dave Harrington an der E-Gitarre seit einiger Zeit Musik, wenngleich erst im letzten Jahr ihr Debutalbum Psychic in den Läden erschien. Man kann Darkside musikalisch beschreiben als IDM mit Pink-Floyd-Reminiszenzen und Ausrutschern in den Ambientbereich.


RA Sessions DARKSIDE – Paper Trails on Vimeo.

Außerdem sind die beiden auch gefragte Remixer; was also liegt näher, als beim Konzert nicht einfach die Stücke des Albums zu spielen, sondern sie live neu zu interpretieren? Und genau das wurde dann auch geboten. Wie bei einer Jam-Session wurden die Stücke verfremdet, variiert und gemischt, teils nahe an der Unkenntlichkeit, um dann an geeigneten Stellen wiedererkennbare Elemente einfließen zu lassen. Auch wenn diese Variationen bei mir nicht in allen Fällen verfangen haben, so fand ich es dennoch eine sehr gelungene Live-Präsentation. Denn wie ich bereits beim Apparat-Konzert vor einer Weile erwähnte: Nichts ist bei elektronischer Musik live langweiliger, als wenn da nur einer am Laptop sitzt und die Finger am Lautstärkeregler hat.

Ebenfalls positiv hervorzuheben war die Show an sich. Die Bühne war so angelegt, dass alle Effektgeräte (und davon gab’s einige Quadratmeter voll) Richtung Publikum offen arrangiert waren, sodass sich die Musiker nicht dahinter verschanzen konnten. Das führt zwar dazu, dass die beiden auch öfter mit dem Rücken zum Publikum standen, aber wir sind ja hier nicht beim Schulreferat. Die Lichtshow war ebenfalls sehr schick ausgelegt und spielte mit einem großen rotierenden Kreisspiegel, der durch verschiedene Bestrahlung schöne Effekte in den zumeist entsprechend des Projektnamens finsteren Raum warf. Einen Wehrmutstropfen hingegen bildete der Teil des angereisten Publikums, der die ganze Zeit nach vorne drängelte, dort feststellte, dass der Sound zu laut oder eine Säule im Weg ist, um dann wieder nach hinten zu trampeln und den dort Stehengebliebenen zu suggerieren, dass da vorne ja jetzt Platz ist und man da mal schauen sollte.

Fazit

So muss ich bekräftigen was ich in einem Vorfreude-Post auf Facebook vor ein paar Wochen schon gesagt habe: Hach, wär ich doch letztes Jahr im Berghain schon da gewesen. Aber kann man sich trotzdem geben, und wem Darkside auf einem der zahlreichen Festivals dieses Jahr über die Bühne läuft: anschauen!

4
Ticketpreis: 26,00 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

AlphaOmega Captcha Classica  –  Enter Security Code
     
 

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>