Irgendwas machen sie richtig in Schweden. Das Land hat zwar kaum dreimal so viele Einwohner wie Berlin, aber dafür einen enormen Bestand an international bekannten Musikern und Bands. Und damit meine ich nicht nur die Pop-Phänomene des letzten Jahrtausends (ABBA und Co.), sondern auch zeitgenössische Künstler, wie beispielsweise Junip, die heute im Heimathafen gastierten.
Zunächst spielte Alice Phoebe Lou mit ihrem Freund Matteo eine Handvoll Stücke. Die junge Frau würde ich optisch wie stimmlich ebenfalls in Schweden verorten. Eigentlich ist sie aber Südafrikanerin und Wahlberlinerin, und spielt als Straßenmusikerin öfter an der Warschauer Brücke oder im Mauerpark. Dennoch hat sie sich nicht zweimal bitten lassen, als die Anfrage als Support für Junip kam. Ihre Musik würde ich mal als einen entspannt vor sich hinsäuselnden Folk bezeichnen, der keinem wehtut. Insofern eine gute Einstimmung, die vom Publikum auch sehr wohlwollend aufgenommen wurde.
Nach kurzer Pause ging’s dann weiter mit Junip. Mittlerweile sind sie zwar nur noch ein Duo, bestehend aus dem auch als Solokünstler erfolgreichen José González an der Gitarre und Tobias Winterkorn an Moog-Synthesizer und Elektroorgel. Für ihre Liveauftritte haben sie sich aber vernünftigerweise mit vier weiteren Musikern an Bass, Percussion und diverser Elektronik verstärkt. Für den vollen, bisweilen sphärischen oder gar ins psychedelische driftenden Klang dieser Band ist das nur von Vorteil.
Ansonsten eignet sich Junips Musik zwar nicht zum Tanzen und Mitsingen, wohl aber zum Fußwippen und Kopfnicken. Es ist durchaus interessant, das live gespielt zu erleben, zumal die Stücke manchmal nicht nur der Albenfassung nachempfunden sind, sondern teilweise sehr abgewandelt gespielt werden. Das Stück „Always“ beispielsweise, das zu den bekannteren der Band gezählt werden kann, war live nurmehr anhand des Textes zu erkennen.
So ganz konnte mich das Konzert jedoch nicht überzeugen, ohne dass ich sagen könnte, woran’s genau gelegen hat. Eigentlich hatte es alles, was ich mir wünschen würde: motivierte Musiker mit Spaß am Spiel, Kommunikation mit dem Publikum und stimmungsvolle Musik. Vielleicht war es die Auswahl der Stücke, der es geschuldet war, dass mein Lieblingstitel „To the Grain“ nicht auftauchte, vielleicht auch die Soundmischung, die den Gesang gegenüber den Instrumenten etwas mehr hätte betonen können. Vielleicht war ich aber auch einfach nicht in der richtigen Stimmung.
Fazit
„Line of Fire“ hat’s zwar doch noch geschafft, mir einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen, ansonsten aber kein Kandidat für das Konzert des Jahres.