Beardyman (Gretchen)

Konzertkritik: Beardyman
Price:
20,00 €

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Rating:
4
On 10. Dezember 2014
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Gute Unterhaltung, wenn auch nur wenig des Gespielten musikalisch meinen Geschmack traf.

Das letzte Konzert des Jahres war nochmal eine Premiere: das erste Mal besuche ich einen Künstler, von dem ich kein einziges Stück in meiner Sammlung habe. Und auch nach dem Konzert wird sich das nicht ändern, man kann sich also ausrechnen, dass ich nicht der Musik wegen bei Beardyman im Gretchen war.

Das Phänomen Beardyman nahm für mich seinen Anfang Mitte der Nullerjahre, als ein kleines Video viral ging, bevor virales Marketing überhaupt ein allgemeingebräuchlicher Begriff war. Es handelte sich um den kurzen Clip „Kitchen Diaries“, in dem ein Typ mit Perücke in einem kleinen Sketch seine Beatboxing-Künste in einer Küche demonstriert. Namenlos verschwand er dann wieder aus meiner Wahrnehmung bis ich vor vielleicht drei Jahren mal wieder über irgendwelche YouTube-Videos auf ihn stieß.


Kitchen Diaries on YouTube

Nun klingt „Beatboxing“ an sich ja relativ langweilig. „Kennste einen, kennste alle“ würde der Laie sagen – und als nichts anderes bezeichne ich mich. Beardyman hingegen beschränkt sich nicht nur darauf, mit seinem Mund und einem Mikrofon Geräusche zu machen. Er hat sich im Lauf der Zeit allerlei Effektgeräte zusammengestöpselt, das ganze Beardytron 5000 MkII getauft und zieht damit für Performances durch die Hallen dieser Welt – sogar bis auf die TED-Konferenz.

Soviel zur eigentlichen Idee dahinter, was fängt man nun mit diesem Talent an? Man könnte sagen, dass Beardyman ein Performancekünstler ist, der Meta-Musik macht: Er erschafft Musik, die so klingt wie bestimmte Genres klingen, ernst meint er’s damit aber meistens nicht. Da werden dann in Live-Mashups Drum&Bass und Raggae gemischt, das „Knight Rider“-Thema mit „Looking for Freedom“ geremixt oder ein Weihnachtslied mit Gabber verwurstet. Entsprechend sollte man relativ hart im Nehmen sein, denn das ist definitiv nichts, was ich mir ohne die Performance drumrum auf die Ohren geben würde. Zwar hat Beardyman mittlerweile auch ein paar Alben veröffentlicht, aber ich finde keinen Reiz in dieser Form der Musik, wenn ich nicht sehen kann, wie sie gemacht wird.

Die Performance hingegen kann man sich durchaus mal ansehen. Einerseits natürlich, weil man live dabei zuschauen kann, wie dieser Typ die Ideen in seinem Kopf zu Tönen macht. Andererseits auch, weil er durchaus Entertainerqualitäten hat, und zwischendurch auch mit amüsanten Texten oder Publikumsinteraktion seinen Mangel an Ernsthaftigkeit unterstreicht. Einen kleinen Hänger gab’s in der Mitte des Konzerts, als er ein Stück in Richtung Death Metal inklusive Growling-Einlage zum Besten gab, über das ich mich zu kurz amüsieren konnte, um es interessant zu finden. Anschließend fing sich die Show aber wieder und kulminierte dann vor der Zugabe nochmal in einer längeren klassischen Beatbox-Vorführung, die sich durchaus sehen lassen könnte.

Fazit

Gute Unterhaltung, wenn auch nur wenig des Gespielten musikalisch meinen Geschmack traf.

4
Ticketpreis: 20,00 €

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