So etwa 2009 war ich großer Interpol-Fan, sie live zu sehen ergab sich aber nie die Gelegenheit. Irgendwann wurde es ruhiger um die Band und Frontmann Paul Banks wandelte lieber auf Solo-Gefilden. Letztes Jahr erschien aber recht unverhofft ein neues Interpol-Album. Die zugehörige Tour führte die Band heute in die C-Halle – und mich auch.
Als Support hatten sie HEALTH aus L.A. mitgebracht. Deren Performance begann mit einem lauten Knall, nach dem ich froh war, dass mein Gehör ihn überlebt hat. Leiser wurde es von da an leider nicht. Auch sonst hatte ich nicht das Gefühl, dass es nur an der Nähe zu den Boxen lag, dass ich ihre Musik als „rhythmischen Krach“ bezeichnen würde. Der Drummer war der einzige der vier Musiker, bei dem ich das Gefühl hatte, er beherrschte tatsächlich sein Instrument auf einem bühnentauglichen Level. Die übrigen drei droschen gelegentlich mal auf ihre Gitarre oder ließen ein paar übersteuerte Samples abspielen.
Zuhause habe ich mir ein paar Sachen dann nochmal 100 Dezibel leiser auf Spotify angehört und frage mich gerade, ob das dieselbe Band war. Was ich hier höre klingt eher elektropoppig und wesentlich zugänglicher als der dröhnende Noise-Kram, der da heute gespielt wurde. Ich war jedenfalls froh, als es vorbei war.
Mit reichlicher Verzögerung erschienen schließlich die fünf Herren von Interpol auf der Bühne. Erster Eindruck: aaah, endlich eine Lautstärke, bei der ich keine Zahnschmerzen bekomme. Zweiter Eindruck: hmm, ein bisschen mehr Wumms dürfte trotzdem sein. Die allgemeine Stimmung in der Halle war zunächst auch sehr gedämpft. Es half auch nicht, dass die Band zwischen den Songs relativ lange Pausen machte, die zu diesem Zeitpunkt des Konzerts noch nicht vom Applaus der Fans überbrückt wurden. So gab es nur Stille und leises Rauschen aus den Boxen im dunklen Saal, während die Leute auf der Bühne gemütlich umher liefen, einen Schluck tranken oder lautlos ihre Saiten stimmten – vielleicht hätte man wenigstens bei letzterem das Mikro offen gelassen.
Als dann aber eingeleitet von Evil einige ihrer größeren Hits gespielt wurden, kam schließlich doch Stimmung in der Halle auf. Der Abend kulminierte für mich mit einer ausgedehnten Version des Stücks The Lighthouse. Leider wurden die größten Kracher schon vor der Zugabe gespielt, die folgenden drei Nummern konnten mich nicht mehr vom Hocker hauen. Danach kam die Band auch nicht mehr auf die Bühne, nach insgesamt anderthalb Stunden war also Feierabend.
Dass Interpol nicht gerade Rampensäue sind, die durch eine ausgefallene Show für Laune sorgen oder die Quatsch mit dem Publikum anstellen, hab ich mir schon gedacht. Spannende Neuinterpretationen oder Modifikationen ihrer Stücke wurden auch nicht gespielt, es klang alles recht nah an den Platten. Der Reiz des Konzerts lag also eher darin, sich nochmal in die Zeit vor ein paar Jahren zurückversetzen zu lassen.
Fazit
Nun hab ich Interpol also doch nochmal live erlebt. Nächstes Mal werde ich wohl lieber eine CD einlegen.