Florence + The Machine (Velodrom)

Konzertkritik: Florence + The Machine
Price:
42,00 €

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Rating:
5
On 13. Dezember 2015
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Wer zu Florence + The Machine geht, kann sich also auf ein leidenschaftliches, geradezu spirituelles Konzert einstellen. Ich bin beeindruckt.

Es ist Sonntagabend und ich schwinge mich nochmal aufs Rad, um zu Florence + The Machine zu fahren. Und während ich da so durch die nasse Dunkelheit navigiere, überlege ich mir, was ich mir eigentlich von diesem Konzert versprochen habe.

Das ausverkaufte Velodrom bietet über 10.000 Leuten Platz, also wird’s schonmal kein intimes Clubkonzert. Besondere Stimmung? Meine Erfahrung mit Konzerten in großen Hallen sieht anders aus. Da ich aber bisher auch immer irgendwo auf den Rängen saß, nahm ich mir vor, mich diesmal in den Innenraum zu stellen.

Vor Ort angekommen dann der erste Schock: Der Einlass läuft seit über einer Stunde, theoretisch wäre in 15 Minuten Konzertbeginn, aber vor den Türen ist noch eine kaum vorankommende Menschenmenge. Dann nochmal ewig anstehen an der Garderobe und einmal um das ganze Gebäude laufen, bis ich den Eingang zum Parkett gefunden habe. Als ich endlich einen guten Platz gefunden habe, ist die Vorband schon wieder abgetreten.

Daher diesmal nix zum Support, sondern es geht sofort los mit Florence + The Machine. Nachdem mir das Album „Ceremonials“ die Flugzeit nach Australien vor drei Jahren verkürzt hat, erschien dieses Jahr nun der Nachfolger mit dem sperrigen Titel „How big, how blue, how beautiful“. Wie schon kürzlich bei Goldfrapp wurde in diesem Zuge das halbe Album auch in Form recht verschwurbelter Musikvideos veröffentlicht ([1], [2], [3], [4], [5], [6]). Ich habe den Eindruck, auch Florence Welch will sich hier als Künstlerin inszenieren, die mehr kann als nur Lieder zu singen. Insofern war ich gespannt, wie das ganze live aussieht.

Nach relativ kurzer Wartezeit (irgendwas positives muss man dem ewigen Anstehen ja abgewinnen) begann also der offizielle Teil des Abends. Eine etwa zehnköpfige Band betrat die Bühne: Background-Sängerinnen, Harfe, Schlagzeug, Gitarre, Bass, Klavier und Bläser. Unter donnerndem Applaus folgte schließlich Florence Welch, und ich konnte bereits bei den ersten Stücken erahnen, dass dieses Konzert anders wird als meine bisherigen Großraumhallen-Erfahrungen.

Florence + The MachineEine Person in langen weißen Kleidern auf der Bühne spricht untermalt von bedeutungsschwangerer Gestik zu einem begeisterten Publikum. Dieses antwortet mit Ausrufen des Jubels, Applaus und Gesang. Die Priesterin fordert die Menge auf, sich zu umarmen, zu springen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und in der Luft zu wedeln. Die Stimmung schaukelt sich gegenseitig hoch und man wartet eigentlich nur noch darauf, dass ein Mensch sich aus dem Rollstuhl erhebt und plötzlich wieder laufen kann. So in etwa stelle ich mir eine Veranstaltung in einer amerikanischen Mega-Church vor.

Das soll jetzt nicht unbedingt despektierlich klingen. Ich bin zwar Atheist, aber dennoch nicht unempfänglich gegenüber Pathos. Als sich dann noch während der ersten Takte von „You got the Love“ ein lesbisches Pärchen auf der Bühne einen Heiratsantrag machte, ging selbst mir das Herz auf. Zwar hatte ich den Eindruck, dass Künstlerin und das Publikum im Innenraum ganz schön high waren, aber zumindest verflogen meine Zweifel daran, ob es sich lohnen würde, heute Abend nochmal das Haus zu verlassen.

Fazit

Wer zu Florence + The Machine geht, kann sich auf ein leidenschaftliches, geradezu spirituelles Konzert einstellen. Ich bin beeindruckt.

5
Ticketpreis: 42,00 €

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