Gestern stand ich vor dem Konzert in einer riesigen Menschenmenge in einem grauen Betontunnel. Es geht aber auch schlimmer, denn um heute zu Käptn Peng ins Kesselhaus der Kulturbrauerei zu kommen, musste ich mich durch einen Weihnachtsmarkt zwängen. Ob sich das ebenso ausgezahlt hat?
Das letzte Mal wurde der Supportact HELMUT noch als großartig angekündigt, diesmal wurde daraus erstaunlich. An seiner Art zu musizieren hat sich seitdem nichts geändert, aber sein Auftreten scheint mittlerweile selbstbewusster, sogar humorvoll. Und einen Strickpulli trug er diesmal auch nicht mehr. Sympathischer Typ mit angenehmer Musik, der mir meinetwegen noch ein paar Mal auf der Bühne über den Weg laufen kann.
Und was hat’s jetzt mit diesem Käptn Peng auf sich?
Peng ist eigentlich gar kein richtiger Käptn, heißt mit bürgerlichem Namen anders und hat berühmte Eltern – Details spielen für das weitere Verständnis aber keine Rolle.
Und wer sind seine tentakeligen Anhänge?
Die Tentakel von Delphi sind neben Pengs Bruder (unter dem Pseudonym Shaban) noch ein Boris, ein Peter und ein Moritz, die zusammen eine Band mit Kontrabass, E-Gitarre und Percussion aus Kochtöpfen, Bürsten und einem Koffer bilden. Instrumental schon eine recht obskure Kombination, wird das Konzept durch im Sprechgesang vorgetragene, vom Dadaismus inspirierte Texte ergänzt. Diese erwecken auf den ersten Blick oft den Eindruck recht sinnfreier Wortassoziationsketten, enthüllen unter genauerer Betrachtung tiefgründigere Motive, die aber von der Band selbst wiederum als Quatsch konterkariert werden.
Die Band blickt eigentlich erst auf ein einziges Album zurück, das vor zwei Jahren erschienene „Expedition ins O“. Wie kann man damit ein zweistündiges Konzert füllen? Zum Beispiel mit Kurzgedichten, die Peng zwischen den Stücken vorträgt. Oder mit ein bisschen Hip-Hop-Freestyle. Oder mit ein paar Stücken des Projekts „Shaban feat. Käptn Peng“, an dem nur die beiden Brüder mitwirken. Das klingt nach wildem Potpourri, und man darf auch nicht hoffen, nach diesem Abend schlauer zu sein als vorher. Aber gut unterhalten ist man definitiv, Kommunikation mit dem Publikum ist ein wichtiger Bestandteil des Konzerts. Man merkt den fünf Leuten auf der Bühne an, dass sie mit Spaß bei der Sache sind, obwohl dies der dritte Tag in Folge in derselben Location ist. Einziger Kritikpunkt wäre, dass der Flow beim Freestyle sich nicht so recht einstellen wollte, was dem ganzen aber keinen Abbruch tat.
Fazit
Ein sehr witziger und unterhaltsamer Abend zum Hirn durchpusten.
