Grimes (Astra Kulturhaus)

Konzertkritik: Grimes
Price:
29,50 €

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Rating:
4
On 17. Februar 2016
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Kurz und schmerzlos. Für Fans ganz lustig, aber wer dort war, um sich's mal unverbindlich anzuhören, wird wohl enttäuscht worden sein. Ich bin zumindest ganz froh, dass ich niemanden überredet habe, mitzukommen.

„Atemlos durch die Nacht…“ – nein, keine Sorge, ich war nicht bei Helene Fischer. Als Beschreibung des heutigen Grimes-Konzerts würde diese Formel allerdings auch ganz gut passen.

Wenn das Pop ist, dann ist das wohl das verstörendste, was der Mainstream derzeit zu bieten hat, ein Liter Zuckerguss über einem blutigen Steak“. So beschrieb ich Grimes‚ aktuelles Album „Art Angels“, als ich es zu meinem Album des letzten Jahres kürte. Beim letzten Konzert 2012 gab’s noch Lichterketten und Gogo-Boys, was hat sich die junge Kanadierin diesmal einfallen lassen?

HANAAls Support gab’s zunächst mal HANA, den singenden Bauchnabel aus L.A. Die brachte tiefenbetonte und rhythmische Elektronik auf die Bühne, über die sie hohen Gesang legte. Moment mal… diese Beschreibung trifft auf Grimes auch zu. Letztere höre ich mir trotzdem lieber an. Geschmackssache.

Anschließend hieß es warten. Zu schier endlosem Gedudel von barockem Geigen- und Cembalogeklimper ließ sich die Künstlerin noch eine halbe Stunde Zeit, bevor sie dann endlich die Bühne erstürmte und mit den Knallern des aktuellen Albums (u.a. „Flesh without Blood) loslegte. Mit auf der Bühne waren zwei Tänzerinnen und wieder HANA, die bisweilen Background-Gesang oder instrumentale Unterstützung beisteuerte.

Wie komme ich jetzt auf das eingangs genannte Fischer-Zitat? Nunja, ich hatte den Eindruck, Grimes hat die lange Wartezeit damit verbracht, sich noch eine Palette TaigaBoost2000 reinzuziehen. Sie tobte, sprang, schrie und wirbelte über die Bühne und war entsprechend zwischen den Stücken recht kurzatmig. Das Publikum schien recht gespalten: die einen gingen voll ab, die anderen fragten sich, ob sie hier auf dem richtigen Konzert gelandet waren. Aufgrund der ungewohnten Performance (Tänzerinnen und quietschbunte Lichtershow, wann hat man das zuletzt gesehen?) war ich anfangs auch zwischen den beiden Polen hin- und hergerissen.

Schließlich dachte ich mir aber auch „was soll’s“, und betrachtete das Spektakel mit gewissem Amüsement. Wenn ich Grimes noch vor kurzem dafür lobte, dass sie ihr Ding alleine durchzieht und sich nicht reinquatschen lässt, kann ich ihr das heute nicht plötzlich negativ ankreiden. Und wenn die Frau eben Lust hat, mitten im Konzert à capella Schuberts „Ave Maria“ zum besten zu geben, dann soll sie das machen. Ihr herzhaftes „aww fuck“, als sie den Einsatz der Musik verdaddelte, brachte mich jedenfalls ordentlich zum Schmunzeln.

Und sonst so? Naja, schräge Performance, erratische Bewegungen, viel Geschrei. Wenn es noch eines Belegs dafür bedurfte, dass Grimes völlig durchgeknallt ist, dann wurde der hiermit erbracht. Und wenn man das schon unkonventionell aufzieht, dann verkündet man eben auch, dass man das Gebettel am Ende des Konzerts für einen blöden Brauch hält und jetzt einfach schonmal so die Zugabe spielt. So geschah’s dann auch nach kurz(weilig)en 80 Minuten: „Kill v. Maim, Abgang, das war’s. Unter ungläubigem, langem Applaus setze wieder das Band ein und spielte tragische Klassik, ein sehr surrealer Moment.

Fazit

Kurz und schmerzlos. Für Fans ganz lustig, aber wer dort war, um sich’s mal unverbindlich anzuhören, wird wohl enttäuscht worden sein. Ich bin zumindest ganz froh, dass ich niemanden überredet habe, mitzukommen.

4
Ticketpreis: 29,50 €

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