Im Sommer gibt’s immer einen kleinen Durchhänger in Sachen Konzerte. Bekanntere Künstler tingeln lieber über Festivals, bei denen sie ein größeres und diverseres Publikum bespielen können. Beardyman gehört offenbar nicht dazu, und so fand ich mich heute im Gretchen wieder.
Da ich schonmal vor anderthalb Jahren an gleicher Stelle bei Beardyman war, wusste ich schon, worauf ich mich einzustellen habe: Eine musikalisch hochbegabte Rampensau lässt das Publikum an ihrem Musik gewordenen Stream of Consciousness teilhaben. Genregrenzen spielen keine Rolle und werden bewusst verwischt. Dass man an diesem Abend ad hoc Interpretationen von so unterschiedlichen Stücken wie „Kiss“, „Teardrop“ und „Heigh Ho“ bewundern konnte, spricht für sich.
Einen kleinen Dämpfer bekam das Konzert, als in der stickigen Halle mitten im Set ein Rechner die Grätsche machte und somit alle Effektgeräte zum Schweigen verdammt waren. Aber kein Problem für jemanden, dessen ganzes Programm nur aus Improvisation besteht: Kurzerhand gab’s eine Einlage aus Beatboxing und Freestyle mit Kommentaren zum Status des Rechnerneustarts. Anschließend wurde ein komplett neues Set zusammengeschustert und weiter ging’s. Berechtigter Einwand des Künstlers: Ob David Guetta beim Ausfall seiner Technik auch so souverän reagiert hätte?
Was ich diesmal vermisste, war ein Klassiker aus Beardymans Programm: improvisierte Mashups aus jeweils zwei vom Publikum vorgegebenen Genres. Dabei kommt zwar selten was raus, das ich jemandem vorspielen würde. Es ist dafür hochgradig unterhaltsam und zeugt vom umfangreichen Wissen des Künstlers um die definierenden Besonderheiten von Genres, die Hitradiohörer nicht mal kennen (Bhangra vs. Bluegrass anyone?). Schade, aber dafür gab’s wieder eine Inkarnation der „Drum’n’Bass Musical Statues“. Auch schön.
Fazit
Ein gut gelaunter Mann macht Faxen auf der Bühne und das Publikum zappelt sich dazu einen Ölfilm auf die Haut. Kann man sich durchaus mal wieder geben.