José González & The String Theory (Funkhaus Berlin)

Konzertkritik: José González & The String Theory
Price:
46,50 €

Reviewed by:
Rating:
4
On 31. Januar 2017
Last modified:5. Februar 2017

Summary:

Nach dem holprigen Start dann doch noch ein schönes Konzert. Meine persönlichen Hilights waren ein orchestrales Cover von Massive Attacks „Teardrop“ sowie das immer wieder großartige „Line of Fire“, welches das einzige Solo-Stück des Abends war.

Vor einigen Jahren sah ich José González schonmal mit seiner Band Junip, ein Konzert, das mich nicht unbedingt geflasht hat. Nach einigem Zögern ob des recht stattlichen Ticketpreises war ich heute aber dennoch wieder dabei.

Da ich dort noch nicht war, zunächst ein paar Worte zur Location. Das Funkhaus Berlin war seinerzeit das Sendehaus der DDR-Radioprogramme, und es hat auch heute noch den Retro-Charme, den man von einem solchen Gebäude erwartet. Ein recht schicker Bau mit vielen Holzvertäfelungen, von dem ich mich frage, warum er mir bisher noch nie aufgefallen ist. Dass er jottwehdeh am anderen Spreeufer in Oberschweineöde liegt, könnte natürlich ein Grund dafür sein.

Funkhaus BerlinWas mir zunächst recht unangenehm auffiel, war die Platzsituation. Die Fotos in der Wikipedia zeigen einen bestuhlten Raum, was vermutlich die bevorzugte Art der Publikumsbespaßung ist. Heute gab es allerdings keine Stühle und die Leute saßen auf den Stufen. Als wir kurz vor Konzertbeginn den Saal betraten, erzeugte das ein Gefühl von „wow, wunderbare Sicht auf die Bühne“. Diese Aussage beruht allerdings auf der irrigen Annahme, dass vorne alle sitzen, man selbst aber steht. Während der ersten Hälfte des Konzerts sorgte daher leider nicht die Musik für Spannung. Stattdessen knisterte es publikumsintern zwischen denen, die standen, und denen, die zwischen den Stücken meckerten, man solle sich doch hinsetzen – wobei der Blick auf die Bühne dann auch nicht besser gewesen wäre. Irgendwann ergriff der Dirigent das Mikro mit der sinngemäßen Aufforderung „Berliner, reißt euch mal zusammen“; ab dann ging es einigermaßen und ich konnte anfangen, mich auf die Musik zu konzentrieren.

Ich sprach ja schon den Ticketpreis an. Für einen Sologitarristen wären die fast 50 Euro ganz schön happig. Berücksichtigt man allerdings, dass José González von einem etwa 20-köpfigen Orchester begleitet wurde, klingt das schon ganz anders. So war es recht interessant, die üblicherweise minimalistisch instrumentierten Stücke González‘ mal in orchestralem Umfang zu hören. Das belief sich erfrischenderweise auch nicht nur darauf, dass die Handvoll Akkorde zusätzlich von ein paar Streichern und Bläsern untermalt wurden. Es wurden tatsächlich eigene Arrangements geschaffen, die dem Orchester Raum zur Entfaltung gaben und neue Harmonien in die Stücke brachten.

Teilweise war die Begleitung auch recht unkonventionell. Beispielsweise wurde während des Eröffnungsstücks durch konstantes Rascheln von Plastetüten ein Grundrauschen unter die Musik gelegt, das (hätte man es nicht beobachten können) auch für eine schlechte Soundanlage hätte gehalten werden können. Und bei einem der letzten Stücke ließ sich der Dirigent dazu hinreißen, seine musikalischen Qualitäten an einer Bohrmaschine unter Beweis zu stellen. Ich würde nicht behaupten, dass diese Art von Experiment immer gut ging, aber es war zumindest unterhaltsam und abwechslungsreich. Auch fand ich insbesondere gegenüber dem schon erwähnten Junip-Konzert die Tonmischung der Gesangsstimme besser, die diesmal besser zur Geltung kam.

Fazit

Nach dem holprigen Start (der aber dem Publikum zuzuschreiben ist) dann doch noch ein schönes Konzert. Meine persönlichen Hilights waren ein orchestrales Cover von Massive Attacks „Teardrop“ (das nicht so schräg klang wie im verlinkten Video), sowie das immer wieder großartige „Line of Fire“ als einziges Solo-Stück des Abends.

4
Ticketpreis: 46,50 €

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