Vor drei Jahren schloss ich meine Knorkator-Kritik mit „sollte man einmal erlebt haben“. Und wie sieht’s mit zweimal aus? Eine Probe aufs Exempel…
Für den Support wurden gleich zwei Bands angekündigt, wobei ich jedoch für die erste zu spät kam. Den letzten Stücken von Tschaika 21/16 konnte ich aber noch lauschen. Dabei handelt es sich um ein Projekt des RotoR-Gitarristen Tim und des Ohrbooten-Schlagzeugers Onkel, die zusammen mit dem Trompeter Sören merkwürdige Stücke mit vielsagenden Titeln wie „Lass mich doch in deinem Wald der Oberförster sein“ spielen. Nix, was ich mir längere Zeit am Stück anhören könnte. Aber wer wie ich gern abwechslungsreichem Schlagzeugspiel zuschaut, kann dem live sicherlich etwas abgewinnen.
Die Umbauzeit bis zum Haupt-Act wurde überbrückt durch eine Videoeinspielung des Sängers Stumpen. Mit einer GoPro hat er sich dabei gefilmt, wie er mit dem Auto durch Köpenick fährt um die Bandkollegen einzusammeln. Ihm zwanzig Minuten lang beim Grimassenschneiden zuzuschauen ist sicherlich nicht für jeden – aber wer eine seriöse Veranstaltung erwartet hat, ist hier einfach falsch.
Knorkator also… was ich von der Band halte, habe ich ja schon letztes Mal geschrieben. Es folgten gute anderthalb Stunden beknackte Mitgröhl–Ohrwürmer und musikgewordene Subversion toxischer Männlichkeit. Für die Band eher ungewöhnlich gibt es auf ihrem aktuellen Album sogar Stücke mit Bezug zu aktueller Politik, aber selbst die kommen nicht ohne Twist aus.
Eines der Hilights des Abends bestand darin, dass ein etwa 15jähriger der Bühne Platz nehmen durfte, um zum Stück „Zähneputzen, pullern und ab ins Bett“ ordnungsgemäß abzufeiern. Abgesehen davon ist es natürlich immer wieder eine Freude, Stumpen dabei zuzuschauen, wie er über die Bühne oder ins Publikum springt. Wenn ich jenseits der 50 noch so fit bin… Moment, so fit war ich nie.
Fazit
Neues Programm, neue Deko, ein paar neue Stücke. Knorkator macht beim zweiten Mal genauso viel Laune.