Die Småll Sessions haben sich der Promotion von noch recht unbekannten Künstlern verschrieben. In diesem Zusammenhang spielten heute drei Acts verschiedener Stile im Auster-Club in Kreuzberg.
Freddie Dickson
Den Auftakt gab der Londoner Freddie Dickson, der als Solo-Künstler nur mit E-Gitarre auftrat. Ich würde ihm eine ganz gute Gesangsstimme attestieren, einzig seine Lieder konnten mich nicht berühren. Die klangen zwar recht deprimierend, was per sé schonmal meinen Geschmack treffen könnte. Allerdings sprachen sie mich dennoch nicht an, also kein Name, den ich weiter beobachten werde.
Len Sander
Der zweite Act war der Grund dafür, dass ich mich heute hier eingefunden habe. Denn die Züricher Len Sander wollte ich live sehen, seit mir vor zwei Jahren ihr Debüt Phantom Garden unterkam. In Kürze erscheint ein neues Album, in dessen Zusammenhang die Band jetzt seit längerem mal wieder Konzerte gibt.
Len Sanders Sound würde ich als rhythmische, bisweilen sphärische elektronische Musik bezeichnen, mit einer relativ markanten Gesangsstimme und eingestreuten E-Gitarrenriffs. Der Sound ist relativ düster, ich könnte mir das also sehr gut im Berghain vorstellen. Leider haben sie aber offenbar noch nicht den Bekanntheitsgrad, um dort zu spielen. Ich musste also mit der dafür unterdimensionierten Anlage des Auster-Clubs vorlieb nehmen.
Positiv war dafür, dass die vier Musiker die Musik soweit möglich live einspielen. Mit Schlagzeug, Synthesizer, E-Gitarre und Drumpad entsteht so nicht der Eindruck, man würde dem Playback eines Macbooks lauschen. Zudem sind die Stücke von den Albumversionen abgewandelt und in den tanzbaren Passagen angenehm verlängert.
Das Publikum war aber offenbar nicht deretwegen hier, sodass nicht so recht Stimmung aufkommen wollte. Dass während des gesamten Abends in diesem recht engen Club vier Leute mit teilweise recht großen Kamera-Rigs in der ersten Reihe zugange waren, um das ganze filmisch festzuhalten, war der Atmosphäre auch nicht gerade zuträglich. Ich würde mir Len Sander nochmal anschauen, dann aber woanders.
The Lips
Letzte Band und damit sozusagen Headliner des Abends waren The Lips, von denen ich vorher noch nie gehört hatte. Dem Drängeln im Publikum vor Beginn des Auftritts nach zu urteilen, stand ich damit aber ziemlich alleine da. Die Bühne betraten dann vier junge Herren um die 30, die ich mir mit ihrem Gemüt und ihrem Habitus an einem australischen Strand vorstellen könnte. In der Kombination zwei Gitarren (elektrisch und akustisch), Schlagzeug und Bass spielten sie dann mit einer für ihr Alter unerwarteten Virtuosität Gute-Laune-Blues (nein, das ist kein Widerspruch) bis hin zu klassischem Rock’n’Roll.
Das wusste auch mich sofort zu unterhalten, zumal die Sonnyboys auch eine enorme Freude an ihrem Spiel an den Tag legten. Ich werde The Lips also künftig im Auge behalten.