Vor anderthalb Jahren endete die „Expedition ins O“ mit drei aufeinanderfolgenden Konzerten im Kesselhaus. Nun ist gerade frisch „Das nullte Kapitel“ erschienen und der Käptn und seine Tentakel wurden in die Columbiahalle hochgestuft.
Dass es keine Wohnzimmeratmosphäre mehr geben würde, war abzusehen: die Halle war ausverkauft. Los ging’s mit Pavlidis, einem Labelkollegen-Duo, das sich aus ehemaligen Ohrbooten rekrutiert. Die brachten Rap auf die Bühne, unterlegt mit Beats und wahlweise einer Cümbuş oder einer Wandergitarre. Das ist nicht so ungelenk, wie es sich anhört… kann man mal machen.
Danach kurzer Umbau, Licht aus und Bühne frei für Käptn Peng und die Tentakel von Delphi. Wie eingangs schon erwähnt haben die fünf Dada-Hopper mit dem Faible für Kreise gerade ihr zweites Album rausgebracht. Darauf finden sich in gewohner Manier Raps, die ohne die Musik auch gut auf einem Poetry Slam aufgehoben wären. Die musikalische Begleitung übernehmen Kontrabass und E-Gitarre, der Beat wird über allerlei Gerät erzeugt, auf das man draufschlagen kann, darunter Tonnen, Koffer und Kuchenbleche. Obwohl die Beschreibung ziemlich improvisiert klingt, entfaltet diese Kombination einen vollen Sound, der auch die Columbiahalle atmosphärisch füllen kann.
Neben dem Groove dürften es aber die Texte sein, die das recht junge Publikum hierher bewogen haben. Diese sind oft amüsant bis absurd, haben unter ihrer Oberfläche aber die eine oder andere (pseudo)philosophische Tiefe. Auf dem neuen Album hat sich mit „Gelernt“ auch mal ein Stück eingeschlichen, das ganz ohne die metaphorisch-surrealen Wortschnörkel auskommt und in seiner Ernsthaftigkeit sehr ungewohnt daherkommt.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen halte ich diesen Titel für den prägnantesten des neuen Albums, konnte mich aber ansonsten mehr an den älteren Stücken der zahlreichen Kollaborationen in verschiedenen Konstellationen zwischen Käptn Peng und seinem Bruder Shaban erfreuen. Die Hilights waren für mich mal wieder eine Lehrstunde in „Sockosophie“ sowie mit „Sie mögen sich“ die queerste Darbietung des Abends.
Fazit
Ein grundsätzlich sehr unterhaltsamer Abend, der auch in die Beine ging. Käptn Peng kann man sich mit ein bisschen Abstand durchaus ein zweites Mal geben.