Lollapalooza 2017 – Tag 1 (09.09.2017)

Letztes Jahr prognostizierte ich, dass das wohl das letzte Lollapalooza in Berlin sein würde. Prinzipiell hatte ich damit recht, denn dieses Mal wurde es nach Brandenburg auf die Galopprennbahn Hoppegarten verlegt. Dort gab’s vermutlich weniger Auflagen, dafür kommt man aber nur schlecht dahin.

Am ersten Tag bin ich nicht gerade hoch motiviert, mich auf die lange Reise zu machen. Das Wetter ist regnerisch, die Strecke mit dem Rad sehr lang und nicht schön – aber vollgestopfte S-Bahnen schrecken mich noch mehr ab. Das erste Konzert, was ich unbedingt sehen will, beginnt auch erst halb 8. Aber was soll’s, am Nachmittag geht’s los, und anderthalb Stunden, diverse Straßensperrungen und Umwege später stehe ich auf dem Festivalgelände. Der Einlass ging erstaunlich flott, nicht mal die Tasche wurde kontrolliert. Und obwohl ich das Gefühl hatte, dass mein Ticket nur oberflächlich geprüft wurde, findet sich sogar das vorher online aufgeladene Geld auf dem Chip an meinem Armbändchen. So weit, so gut.

George Ezra

Mein erstes Konzert des Tages ist George Ezra auf der Hauptbühne. Ich kenne den jungen Mann bisher nur namentlich. Eine wirklich gute Stimme, aber seine Musik würde ich mir nicht unbedingt bewusst reinziehen. Ein bisschen zu fröhlich für meinen Geschmack, aber da gerade die ersten (und letzten) Sonnenstrahlen des Tages durch die Wolkendecke drängen, passt es ganz gut zur Stimmung.

Beatsteaks

BeatsteaksAnschließend spielen auf der direkt benachbarten zweiten Hauptbühne die Berliner Beatsteaks. Es soll Leute geben, für die das hier Pflichtprogramm ist. Selber kann ich damit allerdings nicht viel anfangen. Vereinzelt gibt es Stücke, die zunächst ganz ordentlich klingen, dann aber doch wieder in wildes Geschrammel mit Gröhl-Refrain verfallen. Es ist zwar ganz amüsant zu beobachten, wie der Sänger bei jedem Stück das Zählen übt, aber immer nur bis zur 4 kommt, bevor alle wild rumhopsen. Als er aber dann versucht, den armen Freddy Mercury im Jenseits zu channeln und eine zurechtgebrüllte Version von „I want to break free“ zum Besten gibt, muss ich mich leider schon zur nächsten Bühne verabschieden. Nicht so meins.

Michael Kiwanuka

Ich gehöre zu den Leuten, die ihren Facebook-Freundeskreis zum Jahreswechsel immer mit einem Rückblick beglücken, der unter anderem die drei besten Musikalben des Jahres umfasst. Letztes Jahr hab ich diese Kategorie ausfallen lassen, da mir nur zwei Alben untergekommen sind, die ich für würdig gehalten hätte. Erst Anfang dieses Jahres bin ich dann auf ein drittes gestoßen: Michael Kiwanukas „Love & Hate“.

Michael KiwanukaMan könnte also sagen, er ist der Grund dafür, dass ich heute hier bin. Leider spielt er nur auf der Alternative Stage, während im Hintergrund Marteria eine Hauptbühne bedröhnt. So kann ich aber zumindest einen guten Platz ergattern. Los geht’s dann auch gleich mit einer epischen Intro zu „Cold Little Heart“. Nach der Spaßmucke bisher endlich mal Musik mit Seele und Groove. Neben seinem Blues hat Kiwanuka offenbar auch ein Faible für Pink Floyd. Zumindest fühle ich mich bei den ausschweifenden Gitarren-Spannungsbögen über Synthie-Flächen an deren Musik erinnert. Ein bisschen schade finde ich es nur, dass er keine Background-Sängerinnen dabei hat, und daher selbst deren Part übernehmen muss.

Seinen einstündigen Slot füllt Kiwanuka jedenfalls mit nur 6 Stücken (darunter „Black Man in a white World“ und „One more Night“). Man kann sich also ausrechnen, was die durchschnittliche Track-Länge ist. Ich mag sowas ja, großartiges Konzert. Wenn er irgendwann nochmal in Berlin spielt, werde ich da sein.

Mumford and Sons

Da die Bühnen so dicht beisammen liegen, dass normalerweise nur ein Act gleichzeitig spielen kann, muss ich da wohl durch. Eigentlich isses ja nicht fair, Konzerte von Künstlern zu bewerten, mit denen ich einfach nichts anfangen kann. Und weil mir bei Mumford and Sons nicht mal was lustiges einfällt, lasse ich’s lieber bleiben. Oder ich überlasse es anderen.

Two Door Cinema Club

Two Door Cinema ClubDie drei Jungs vom Two Door Cinema Club hab ich letztes Jahr beim Best Kept Secret schonmal gesehen. Unterdessen ist das damals angekündigte Album draußen, haut mich aber nicht so vom Hocker. So changiert ihr Set jetzt auch zwischen den Hymnen der früheren Alben und Stücken, die nach einer anderen Band klingen. Mittlerweile kristallisiert sich Sänger Alex Trimble als Frontmann heraus. Der hat sich jetzt die Haare kurzgeschoren, einen Dreitagebart stehen lassen und singt neuerdings auch mal im Falsett – unweigerlich muss ich dabei an Chris Martin von Coldplay denken.

Möglicherweise ist das neuere Werk der Band reifer, tiefgründiger, musikalisch wertvoller als das frühere Gekniedel. Aber mir gefällt’s halt nicht. Nach ein paar Stücken mache ich mich auf den Heimweg.

Lollapalooza 2017
Samstag (09.09.2017) | Sonntag (10.09.2017)

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