BadBadNotGood (Astra Kulturhaus)

Konzertkritik: BadBadNotGood
Price:
29,45 €

Reviewed by:
Rating:
4
On 12. November 2017
Last modified:13. November 2017

Summary:

Ein unterhaltsamer Abend für Leute, die was mit Jazz anfangen können, die sich aber auch nicht zu fein für Animation sind.

Letztes Jahr auf dem Best Kept Secret habe ich zum ersten mal BadBadNotGood gehört. Und weil ich das ganz famos fand, zögerte ich auch nicht lange, als die Ankündigung eines Auftritts in Berlin kam. Also auf ins muckelige Astra.

Rex Orange CountyVor der Kür kommt aber die Pflicht. Die trägt in diesem Fall den eingängigen Namen Rex Orange County und fungiert als Support. Zusammen mit einem Bassisten und einem Schlagzeuger macht der 19jährige Feelgood-Musik mit Gesang. Ich kann damit aber leider nicht viel anfangen. Vielleicht ist das mal wieder meiner Dur-Aversion geschuldet. Vielleicht finde ich die Texte über die Liebe zu seiner Freundin zu belanglos. Vielleicht stört mich auch einfach seine Stimme (obwohl er gut singen kann). Kein Name jedenfalls, nach dem ich Ausschau halten werde, aber mir muss ja nicht alles gefallen.

Nach kurzem Umbau betreten endlich die vier Kanadier von BadBadNotGood die Bühne. Wer’s damals nicht gelesen hat: die vier Jungs treten in der Kombo Schlagzeug, Bass, Klavier und Blasinstrument (meist Saxophon) auf – man könnte sie also ein Jazz-Quartett nennen. Ihr Auftreten in T-Shirt und Basecap hingegen erinnert eher an HipHop, in dieser Musikrichtung fühlen sie sich offenbar ebenso wohl. Besonders angetan hat’s mir beispielsweise ein Kollaborations-Album mit dem Wu-Tang-Urgestein Ghostface Killah (Hörbeispiel). Darauf wird auf die im HipHop üblichen Samples weitgehend verzichtet, BadBadNotGood spielen stattdessen das Backing auf ihren Instrumenten ein.

Leider ist von diesem Album heute nichts zu hören, denn der zugehörige Rapper ist natürlich nicht mitgereist. Stattdessen gibt es instrumentales mit ausschweifenden Improvisationen. Im Jam-Session-Stil bekommt jedes der vier Bandmitglieder mindestens ein Solo, sodass keine Zweifel daran bleiben, wie gut sie ihr jeweiliges Instrument beherrschen. Einzig Schlagzeuger und Bandleader Alexander Sowinski wirkt mir gelegentlich etwas gehetzt, wenn er das bereits flotte Tempo mancher Stücke dann doch noch etwas anzieht.

BadBadNotGoodDen besten Blick von meiner Position aus hatte ich auf Matthew Tavares an den Keyboards, dessen in den Soli verzerrtes Gesicht wirkte, als wolle er Brad Mehldau channeln. Das scheiterte vermutlich nur daran, dass Mehldau noch lebt, vom Klavierspiel war ich indessen sehr angetan.

Worauf man sich bei BadBadNotGood noch einstellen sollte, ist dass dies kein gemütlicher Jazz-Abend mit Kopfnicken und Fußwippen wird. Zwar ist das Publikum im Astra nicht ganz so wild wie damals in den Niederlanden. Dennoch spielt die Band gern mit dem Publikum und fordert Interaktion ein. Keine Lust mitzuklatschen? Sicherlich kein Problem. Wer allerdings der Aufforderung sich hinzuhocken nicht nachkommt, fällt dann doch auf. Nix für Menschen mit Arthritis.

Fazit

Ein unterhaltsamer Abend für Leute, die was mit Jazz anfangen können, die sich aber auch nicht zu fein für Animation sind.

4
Ticketpreis: 29,45 €

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