Mélanie de Biasio (Columbia-Theater)

Konzertkritik: Mélanie de Biasio
Price:
27,65 €

Reviewed by:
Rating:
5
On 13. November 2017
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Mit dieser Stimme will ich Sex haben. Noch Fragen?

Auf dieses Konzert warte ich seit etwa zwei Jahren. Und heute spielt Mélanie de Biasio endlich in Berlin, genauer im Columbia-Theater bei mir um die Ecke. Ob sie meinen hohen Erwartungen gerecht werden kann?

Zum ersten Mal auf ihren Namen aufmerksam wurde ich durch eine Kollaboration mit dem britischen Rapper Ghostpoet. Darin steuert sie nicht viel mehr bei als einen Hauch und die Zweitstimme im Refrain. Aber ich höre mir dennoch gern mal an, was „featured“-Künstler sonst so machen. Und was die belgische Jazz-Sängerin bis dahin produziert hatte, gefiel mir schon ganz gut.

Im vergangenen Jahr erschien dann mit dem epischen Halbstünder „Blackened Cities“ eine EP, die in meiner Alben-Jahresendwertung unter der Top 3 gelandet wäre – hätte ich noch zwei andere Alben für würdig befunden. Ebenjenes Stück enthält auch alles, was ich an de Biasio so großartig finde. Eine sparsame, aber effektvolle Instrumentierung, keine Scheu vor synthetischen Klängen wo angebracht und dazu eine großartige Stimme. Etwas besorgt war ich nur, ob das denn live genauso wirken kann wie auf Kopfhörern.

Mélanie de BiasioDoch vom ersten Ton des Konzerts an ist diese Sorge verflogen. Ich kann mich gerade an kein Konzert der jüngeren Vergangenheit erinnern, bei dem der Sound derart auf den Punkt war, wie heute im Columbia-Theater. Kein Scheppern, kein Soundbrei, ein Fest für Audiophile. Und der Gesang? Ich glaube nicht, dass es hier besonders frisch ist, aber Gänsehaut habe ich trotzdem. Mélanie de Biasio weiß mit ihrer Stimme umzugehen, und zwar mehr als einfach nur zu singen. Jeder Laut wirkt pointiert, jeder Atemzug und jede Bewegung von Zunge oder Lippen findet seinen Weg übers Ohr direkt in die Nackenhaare. Wer für ASMR empfänglich ist, kann an Mélanie de Biasio seine helle Freude haben. Besonders wohltuend: Kein Geplapper. Das Publikum lauscht derart gebannt der Performance, dass man in den zahlreichen ruhigen Passagen Stecknadeln fallen hören könnte.

Einziger Wehrmutstropfen an diesem Konzert ist für mich seine Länge. Inklusive Zugabe dauert das ganze nur etwa 1:15 Stunden. Da es auch keinen Support gab, bin ich also halb 10 schon wieder auf dem Heimweg. Aber gut, es soll Künstler geben, die das doppelte für ein Ticket nehmen und auch nicht länger spielen.

Fazit

Mit dieser Stimme will ich Sex haben.

5
Ticketpreis: 27,65 €

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