Die Antwoord (Parkbühne Wuhlheide)

Konzertkritik: Die Antwoord
Price:
40,85 €

Reviewed by:
Rating:
3
On 14. August 2018
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Ganz schöner Quatsch. Kann man mal gesehen haben, aber einmal reicht auch.

Auf die meisten Konzerte gehe ich, weil ich die Musik gut finde. Bei einigen Künstlern und Bands hingegen finde ich einfach nur das Konzept spannend. In letztere Kategorie fallen die südafrikanischen Rave-Rapper von Die Antwoord.

Mein erster Kontakt mit Die Antwoord war vor einigen Jahren ihr kurzer, „Zef Side“ betitelter Clip. Die Ästhetik dieses und der folgenden Videoclips fand ich ganz erfrischend, ohne dass ich es jemals in Erwägung gezogen hätte, mir eine ihrer Platten zu kaufen. Ich unterstelle der Band daher, dass sie ohne die eigenwilligen, teils provokanten, zumindest verstörenden Videoclips kaum jemanden hinterm Ofen vorlocken würden. Ob sie mit ihrem Stil auch in ihrer südafrikanischen Heimat Stadien füllen, kann ich nicht beurteilen. Für das Publikum hierzulande liefern sie aber genug freakige Exotik, um die Generation U40 in die Wuhlheide zu locken. Ehrlicherweise kann ich mich da nicht ausnehmen.

Einen Stimmungsdämpfer gibt’s erstmal beim Einlass. Etwa eine Stunde lang stehe ich in einer breiten Menschenschlange, in die sich von allen Seiten immer mehr Menschen drängeln. In dieser Zeit haben meine unmittelbaren Nachbarn gefühlt jeweils zwei Zigarettenschachteln gekillt während es ohne Übertreibung nur etwa 30 Meter vorwärts geht. Erst als ich die Taschenkontrolleure dann schon erahnen kann, tut sich ein kleines Schildchen auf, dass drüben ein weiterer Eingang ist für Leute, die (wie ich) gar keine Tasche dabei haben. Dort bin ich dann auch innerhalb von zwei Minuten drin – in Sachen „Nutzerführung“ gibt’s also für die Parkbühne ein ungenügend.

Durch die lange Wartezeit habe ich vom Support-Act (Moonbootica) dann auch nicht mehr viel mitbekommen. Die letzten Takte klingen aber auch nicht danach, als hätte ich da was verpasst: zwei DJs hinterm Mischpult legen zappelige Rave-Mucke auf. Musikalisch gar nicht so unpassend, aber ich bin ja heute nicht der Musik wegen hier. Also drücke ich mir noch kurz einen Hotdog ins Gesicht, bevor ich mich in die Menge begebe.

Nach etwas Umbau beginnt dann etwa zwei Stunden nach dem auf dem Ticket vermerkten Start das eigentliche Konzert. Bevor die Künstler die Bühne betreten, kann ich schonmal das Bühnenbild begutachten. Dem Stil der Band entsprechend handelt es sich um ein paar beschmierte Wellblech-Hütten und brennende Mülltonnen. Über den Dächern thront der maskierte DJ Hi-Tek, teils von zwei Tänzerinnen flankiert. Im unteren Bereich verausgeben sich die beiden Haupt-Protagonisten mit ihren Alter-Egos Ninja und ¥o-Landi Vi$$er. Etwas nervig ist, dass die ganze Zeit auch jemand mit einer Handkamera mit über die Bühne rennt, um das Konzert aufzuzeichnen.

Die erste Hälfte des Abends erscheint mir vergleichsweise langatmig. Zwischen den Stücken gibt es ungewöhnlich lange Pausen, die augenscheinlich nur dazu dienen, dass sich Yo-Landi einen anderen Hoodie überwerfen kann. Überbrückt wird das von ein paar Worten des notorischen Oben-ohne-Trägers Ninja. Ich bin nicht Fan genug, als das mir das zur Unterhaltung reichen würde. Die zweite Hälfte, eingeleitet von „Baby’s on Fire“ läuft dann ohne Unterbrechungen besser.


Die Antwoord – Ugly Boy on YouTube

Ein großer Teil des Reizes dieser Band besteht für mich in Ambiguität: Wieviel meinen sie tatsächlich ernst? Was ist nur Gangsta-Rap-Satire? Wieviel Kunstfigur steckt in den Charakteren? Sind die Zeichnungen auf Ninjas Körper echte Tattoos, oder nur akribisch für die Performances aufgetragene Kugelschreiber-Krakeleien?

Bekannt ist, dass Yo-Landi und Ninja privat ein Ehepaar sind. Seit einiger Zeit gibt es auf ihren Konzerten auch einen kleinen Slot, in dem ihre gemeinsame Teenager-Tochter auf der Bühne steht. Ist das auch der Grund, warum mir dieser Abend abgesehen von allgemeiner Party-Stimmung noch recht brav erscheint? Oder bin ich einfach schon zu abgestumpft, dass ich mir skandalträchtigeres erhofft hätte?

Fazit

Ganz schöner Quatsch jedenfalls. Kann man mal gesehen haben, aber einmal reicht auch.

3
Ticketpreis: 40,85 €

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