The Prodigy (Max-Schmeling-Halle)

Konzertkritik: The Prodigy
Price:
54,40 €

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Rating:
4
On 27. November 2018
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Wenn man sich drauf einlässt, ist es schon ein ganz amüsantes Spektakel. Allerdings auch nicht derart erheiternd, dass ich nochmal hingehen müsste.

The Prodigy hatte ich seinerzeit als die Kombo mit dem schrägen Frontmann und dem Hang zum trashigen Rave und Drum’n’Bass verbucht. Mal ganz lustig, aber auch nicht die hohe Kunst. Als dann im Frühjahr ein Konzert angekündigt wurde, hab ich trotzdem Tickets gekauft. Ob sich das gelohnt hat?

Das „nicht die hohe Kunst“ muss ich mittlerweile revidieren. Vor einigen Monaten stieß ich auf ein Video, in dem ein Typ Prodigys Frühwerk „Voodoo People“ mit den entsprechenden zig Samples nachbaut. Ich bin keiner, der sich bei sowas „kann ich auch“ denkt – erst recht nicht, wenn man berücksichtigt, dass das vor mittlerweile fast 25 Jahren nicht mal eben am heimischen Computer zusammengestöpselt war. Insofern nötigen mir The Prodigy handwerklich Respekt ab.

Als ich mich zur Einstimmung nochmal durch ihre Diskografie hörte, war ich ebenfalls positiv überrascht. Das „kann man hören“-zu-„Füllmaterial“-Verhältnis scheint sich über die Schaffenszeit relativ konstant zu halten. Und gerade aus den Neunzigern gibt’s auch noch ein paar Stücke der ersten Kategorie, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Meine anfängliche Skepsis ob dieses Konzert-Unterfangens wich allmählich einer gemäßigten Vorfreude.

Bevor’s aber in der Max-Schmeling-Halle zur Sache ging, musste erstmal ein Support ran. Mitgekommen waren die Slaves aus England, ein Duo mit E-Gitarre und Schlagzeug. Deren Programm war mir wesentlich zu punkig. Während der Sänger unter Verwendung diverser Kraftausdrücke seine Trommeln vermöbelte, drosch der andere auf seine Gitarre ein, dass der entstehende Sound nur noch Geschrammel und Gebrüll war. Man kann ihnen zwar nicht vorwerfen, dass sie keine Bühnenpräsenz hätten. Einzig meine Musik war’s nicht.

Maxim Reality, The ProdigyDann also The Prodigy, und ohne viel Gefackel ging’s los mit „Breathe“, einem Klassiker meiner Jugend. Stand ich zunächst noch ziemlich weit hinten, arbeitete ich mich langsam vor Richtung Bühne, um möglichst viel von der Stimmung mitzunehmen. Denn Hand aufs Herz: feine musikalische Nuancen oder ausgefeiltes Instrumentenspiel sind keine Gründe, aus denen man auf dieses Konzert geht. Bis ganz vor die Bühne schaffte ich es allerdings nicht. Die triefnassen und blassen Gesichter mit glasigem Blick, die in gewisser Regelmäßigkeit und ungewohnt schnellen Schrittes von dort zurück kamen, motivierten mich nicht dazu, weiter zu gehen.

Und wie war’s jetzt mit der Stimmung? Man merkt The Prodigy ein bisschen an, dass sie nicht mehr Mitte Zwanzig sind. Zwischen den Stücken gab’s einige Pausen, in denen sich Tänzer und MC Keith Flint kurz erholen konnte. Sein Partner Maxim versuchte das durch Publikumsanimation etwas auszugleichen, was nach meinem Empfinden aber nicht immer gelang. Wenn sich die Leute gerade bei einem Drum’n’Bass-Knaller ausgezappelt haben, fehlt vielen die Puste, um noch eine Minute bei voller Lautstärke zu jubeln. Auch das Publikum ist eben nicht mehr das jüngste 🙂

Das ist aber ein eher kleiner Kritikpunkt, ansonsten haben The Prodigy geliefert, was ich von ihnen erwartete. Alle Hits wurden gespielt, darunter der unvermeidliche „Firestarter“ (zu dem es ein grandioses musikloses Video gibt), aber auch ältere Klassiker wie „No Good“ aus einer Zeit, als Keith Flint noch eine normale Frisur hatte. Ein bisschen länger hätten sie einzelne Stücke für mein Dafürhalten spielen können, aber geschenkt.

Fazit

Wenn man sich drauf einlässt, ist es schon ein ganz amüsantes Spektakel. Allerdings auch nicht derart erheiternd, dass ich nochmal hingehen müsste. Aber wo ich nun schonmal dort war, hab ich zumindest einen Grund, eins meiner „all time favourite“-Musikvideos mal hier reinzukleben…


The Prodigy „Smack my Bitch up“ on Vimeo.

4
Ticketpreis: 54,40 €

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