Noch ein Weihnachtsding, was’n da los? Nunja, mehrere Künstler sind los, die ich mir gerne anschaue, hauptsächlich die Hundreds und Wallis Bird. Ob die meine Weihnachts-Phobie lindern können?
Insgesamt vier Acts sind für heute angekündigt. Zu den beiden genannten kommen noch Sam Vance-Law und David Lemaitre, die sich jeweils mit Band heute abend im SchwuZ in Neukölln eingefunden haben. Vance-Law und Wallis Bird habe ich ja schon zusammen auf der Bühne gesehen. Um die Verbindung zu den anderen herauszufinden, musste ich ein bisschen recherchieren. Gut unterrichtete Quellen (=Internet) legen den Schluss nahe, die kürzeste Verbindung aller vier Acts läuft über einen Kontakt namens Konstantin Gropper, der unter seinem Decknamen Get well soon einschlägig bekannt ist.
Aber ich schweife ab, zurück zur Musik.
Hundreds
Den Auftakt geben überraschenderweise die Hundreds, die auf dem Veranstaltungsplakat zuoberst aufgeführt sind. Üblicherweise steht dort ja der Headliner, der als letztes auftritt.
Soll mich aber nicht stören. So kann ich mich gleich mit mir bekannten Stücken einstimmen. Seit dem letzten Album vor zwei Jahren habe ich leider nichts neues mehr von den Hundreds gehört. Aber nach diesem Konzert wüsche ich mir, dass sich das ändert. Die Musik ist schon ganz gut auf Kopfhörern, live drängen sich die Melodien und Flächen allerdings direkt in mein Herz. Leider spielen sie nur ein kurzes Set von vielleicht 50 Minuten (Highlight: „Happy Virus“), aber es gibt ja noch mehr zu hören heute abend.
Um dem Titel der Veranstaltung gerecht zu werden, gibt’s zwischen den einzelnen Acts jeweils ein kurzes Intermezzo, bei dem alle gemeinsam ein Weihnachtslied zum besten geben. Die Auswahl der jeweiligen Stücke ist aber zumindest soweit gelungen, dass sich mir nicht die Fußnägel hochrollen. Kann man schon machen, zumal es auch interessant instrumentiert ist. Und ich hab ja auch eine Schwäche für Harmoniegesang.
David Lemaitre
Es folgt der gebürtige Südamerikaner David Lemaitre, den ich als einzigen heutigen Künstler noch nicht kenne. Anstelle der gerade noch gespielten Synthesizer-Klänge gibt’s nun Musik mit Gitarre und Gesang, begleitet von Cello und Geige. Lemaitres Stimme gefällt mir und erinnert mich bisweilen an José González und Nick Drake. Wie ich nun im Nachhinein herausgefunden habe, kam letztere Assoziation auch nicht von ungefähr: auf Lemaitres letztem Album findet sich unter anderem ein Cover von Drakes „Riverman“.
Insgesamt zwar kein Konzert, das mich total umgehauen hat, aber zumindest ein Name, nach dem ich von nun an auf den diversen Musikdiensten Ausschau halten werde.
Sam Vance-Law
Der junge Kanadier und Wahlberliner Sam Vance-Law betourt gerade das Land mit seinem aktuellen Album „Homotopia“ und gibt gefühlt alle zwei Monate irgendwo in Berlin ein Konzert. Da ich im Oktober im Lido ein paar Kolleginnen nicht begleiten wollte, betrachte ich den heutigen Termin als meinen Ablassbrief.
Vance-Laws Stücke sind kleine poppige Perlchen und immer mit einem Augenzwinkern versehen (Anspieltipp: „Gaybe“). Hinzu kommt sein Auftreten als Schwiegermutters Liebling und sein lakonischer Humor. Ich muss zugeben, das ist schon unterhaltsam, auch wenn ich musikalisch nicht die Begeisterung anderer teile.
Wallis Bird
Zwischendurch war sie schon für die Weihnachtsstücke mit den anderen Musiker*innen kurz auf der Bühne, nun hat Wallis Bird sie zum Abschluss fast für sich allein. Ich habe den Eindruck, sie hat aufgrund des zweistündigen Vorprogramms schon ziemlich einen im Tee, aber das tut der Laune ja keinen Abbruch. Dann muss das Publikum eben beim mehrstimmigen Harmoniegesang mithelfen. Und bei flotten Stücken wie „To my Bones“ ist es auch nicht ganz so wichtig, jeden Ton zu treffen 🙂
Ich weiß nicht, ob’s einfach nur so kurzweilig war, oder ob sie tatsächlich auch den kürzesten Timeslot hatte. Ich hätte mir jedenfalls gern noch ein paar mehr Stücke von Wallis gewünscht.
Zum Abschluss gab’s von jedem Act noch ein Weihnachtslied, wobei das zum Glück etwas weiter auszulegen ist. Sam Vance-Law gab seinerseits eine schön beknackte Interpretation des schön beknackten Grauzone-Klassikers „Eisbär“ zum besten, die zu den Highlights des Abends gezählt werden kann.
Fazit
Trotz der Kürze der einzelnen Slots ein herrlicher Abend mit herzlicher Stimmung, Konfetti zum Finale und auch ein bisschen Pipi in den Augen. Ein wunderschöner Abschluss des Konzertjahres 2018.