HÆLOS (Badehaus)

Konzertkritik: HÆLOS
Price:
14,30 €

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Rating:
4
On 21. Februar 2019
Last modified:6. Mai 2022

Summary:

Wenn ich die Leute um mich herum ausblende, ist das eine schöne Erfahrung. Ich werde wohl nächstes Mal wieder dabei sein.

Die Phase kurz vor dem Erscheinen des zweiten Albums ist für die meisten Bands die schwierigste. Kann man an den Erfolg des Debüts anknüpfen? Die Erwartungen der noch relativ frischen Fans erfüllen? Für HÆLOS werde ich das heute rausfinden.

UNDERHERWeil’s im Badehaus immer so kalt ist, muss aber zunächst mal ein Einheizer ran. Als solcher fungiert das Duo UNDERHER. Auf Facebook beschreiben sie ihr Genre als „music to have sex to“ – nicht das erste, was mir beim Hören in den Sinn kommt. Zwar wummert das in warmen Viervierteln so vor sich hin, ist dann aber doch zu flott und zu gleichmäßig… bin doch kein Roboter.

Aber ich will dieses Kopfkino gar nicht weiter ausführen. UNDERHERs Musik ist letztlich sehr elektronisch, vergleichsweise gefällig, hat mich zwar nicht emotional, aber auch nicht zur Bar bewegt.

HÆLOS

Als vor dreieinhalb Jahren mit „Earth not above“ die erste EP der Londoner erschien, zog mich deren Titelstück sukzessive in den Bann. Sphärische Klänge, warmer Bass im Wechsel mit drum’n’bassigen Rhythmen, dazu harmonischer Gesang: eine Formel, die mich anspricht. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Dark Euphoria, wobei ich die weniger pathetische Bezeichnung Elektrokitsch auch nicht unpassend finde – im positiven Sinne.

Ich bin also Fan der ersten Stunde, das Debütalbum „Full Circle“ nahm ich wohlwollend auf. Seitdem warte ich nun auf eine Gelegenheit, HÆLOS live zu sehen, was sich aber erst jetzt anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung eines neuen Albums ergibt. Und damit bin ich bei den eingangs gestellten Fragen.

HÆLOSAls ersten Termin des Jahres bin ich etwas aus der Übung, was die Konzerterfahrung angeht. Daher bekomme ich erstmal Puls mit mehr BPM als die Musik: Gleich als zweites steht „Earth not above“ auf der Setlist und um mich herum werden Handys zum Filmen gezückt. Meine Begeisterung für dieses Stück habe ich ja oben schon versucht auszudrücken. Der Blick auf haufenweise regungslose Silhouetten mit Handys vorm Gesicht rückt aber die Bridge („…is this what we have become?“) in einen unangenehm neuen Kontext. Gegen ein paar Erinnerungsfotos hab ich ja nichts, da bekenne ich mich selbst schuldig. Aber wer das Konzert nur auf dem kleinen Bildschirm verfolgt statt den Sound in sich aufzusaugen, hätte das auf YouTube billiger haben können – und anderen Gästen die Nerven geschont. Aber genug gerantet, da kann die Band ja nix für.

Wie ist das denn nun mit den Fragen? Die meisten heute gespielten Stücke sind tatsächlich Material des anstehenden Albums, das den Titel „Any random kindness“ tragen wird. Und auch wenn ich zwischenzeitlich etwas irritiert bin, dass sogar eine Akustikgitarre auf der Bühne zum Einsatz kommt, so kann ich nun absehen, dass mir auch dieses Album gefallen wird. Das musikalische Konzept bleibt erkennbar, die Entwicklung ist nachvollziehbar. Zumindest meinen Erwartungen können HÆLOS damit also gerecht werden.

Einzig an der Performance könnte die Band noch arbeiten. Während der Support die Stücke ineinander fließen ließ und damit den Stimmungspegel aufrecht erhielt, gibt es bei HÆLOS ziemlich lange Pausen zwischen den Stücken. Ein paar Worte der Künstler hätten die unangenehme Stille verkürzen können.


HÆLOS – Buried in Sand on YouTube

Fazit

Wenn ich die Leute um mich herum ausblende, ist das eine schöne Erfahrung. Ich werde wohl nächstes Mal wieder dabei sein.

4
Ticketpreis: 14,30 €

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