Dieses Jahr ist in Sachen Konzerte noch nicht viel angekündigt, was mich begeistert. Also schiebe ich mal wieder was dazwischen, was ich zwar ganz nett finde, wo ich mich aber nicht Fan nennen würde. Heute sind’s die Grandbrothers, die gerade zwei Konzerte in der Volksbühne spielen.
Die Grandbrothers schaffen es zwar, die Volksbühne ausverkauft zu bekommen und deswegen einen Zusatztermin anberaumen zu müssen, haben aber keinen Wikipedia-Artikel – nicht mal in der englischen. Da ich mich vorher kaum mit ihnen auseinandergesetzt habe, ging ich ohne große Erwartungen in das Konzert. Ich habe nur eine Handvoll ihrer Stücke in meiner Sammlung, die ich ganz interessant finde, weil sie experimentell die Grenze zwischen Klaviermusik und Elektronica aufweichen.
Die erste Überraschung für mich kommt also, als sie nach dem ersten Stück das Wort erheben. Okay, es handelt sich nicht um ein paar hippe Londoner oder Typen aus dem New Yorker Underground, sondern um einen Wuppertaler und einen Züricher. Noch dazu scheinen das recht sympathische Zeitgenossen zu sein, die mit ihrer bodenständigen und leicht unbeholfen wirkenden Kommunikation für einige heitere Momente sorgen.
Das Konzert läuft unter dem Titel „Grandbrothers & Ensemble“, entsprechend erwartete ich weitgehend akustische Interpretationen der Stücke. So ganz kann diese Erwartung allerdings nicht erfüllt werden. Zwar gibt es in der Tat ein (wenn ich mich nicht verzählt habe) zehnköpfiges Ensemble aus Streichern, Bläsern und Percussion. Dieses tritt aber mit wenigen Ausnahmen immer stark in den Hintergrund und dient eher dazu, einzelne Elemente der Musik kaum hörbar noch etwas auszuschmücken. Den (auch in Sachen Lautstärke) größeren Anteil haben die elektronisch aufbereiteten Samples und eben das Klavier. Das fand ich etwas schade, denn gerade die Passagen, in denen die Instrumente des Ensembles auch mal herauszuhören waren, stellten für mich die Höhepunkte des Abends dar.
Allerdings muss ich auch gestehen, dass mir erst durch die Recherche im Nachhinein eine Besonderheit aufgefallen ist. Rein vom Hören der Stücke klingt die Musik eben nach Klavier, mit einigen Loops und diversen elektronischen Spielereien ausgemalt. Wie ich allerdings mittlerweile erfahren habe, verbirgt sich dahinter mehr als angenommen. Bei dem Klavier handelt es sich um einen mit allerlei Hämmerchen und Gurten präparierten Flügel und ein Teil der Elektronik sorgt dafür, dem Instrument noch mehr Klänge als nur durch den Tastenanschlag zu entlocken. Der Sound ist also akustischer als es zunächst den Anschein hat, und es steckt physische Bastelei dahinter. Ich vermute, ich hätte Teile des Konzerts mit diesem Wissen im Vorhinein besser würdigen können.
Fazit
Dennoch wünsche ich den beiden für etwaige nächste Male den Mut, etwas Kontrolle über ihre Musik an das Ensemble abzugeben und die Lautstärke etwas zurückzunehmen. Ich kann mir das gut als unplugged (im Sinne von „unverstärkt“) vorstellen.