Sinkane (Gretchen)

Konzertkritik: Sinkane
Price:
22,50 €

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Rating:
4
On 29. Oktober 2019
Last modified:29. Oktober 2022

Summary:

Als letztes Stück vor der Zugabe wird auch mein Favorit „On Being“ des neuen Albums gespielt. Ich bin zufrieden, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Letztes Jahr schlug mir ein bekannter Musikstreamingdienst einen Song dieses Künstlers vor, der offenbar genug verfing, dass ich mich auch noch durch die anderen Stücke seines damaligen Albums „Life & livin‘ it“ hörte. Vieles davon landete in meiner Sammlung, und weil’s ganz gut groovt, hab ich auch nicht lange gefackelt, als das Sinkane-Konzert in Berlin angekündigt wurde.

Ich würde mich als keinen dieser „ich kannte den schon, bevor er cool war“-Hipster bezeichnen. Entsprechend hatte ich mich bislang auch nicht ausführlich mit Sinkanes sonstiger Discografie oder den Inhalten der Texte auseinandergesetzt. Das Vorgängeralbum war noch fast durchgängig auf Englisch gesungen und zeichnete sich durch bluesige Stücke aus, teilweise im Falsettgesang und von Bläsern begleitet (Hörbeispiele „Won’t Follow“, „Deadweight“). Auf dem aktuellen Longplayer „Dépaysé“ sind die Bläser verschwunden. Stattdessen findet sich ein weitaus eklektischerer Mix aus Sprachen und Genres. Da es mein westliches Ohr nicht gewohnt ist, längere Texte auf Arabisch mitten in einem Song zu hören, kam ich nicht umhin, mich doch etwas zu belesen. Zusammengefasst arbeitet Sinkane damit seine sudanesische Herkunft und die Flucht in die USA auf. Der Albentitel kann frei als „heimatlos“ übersetzt werden.

Das schwierige an solchen persönlichen Werken ist allerdings, dass sie schwer zu rezensieren sind. Ich kann schließlich niemandem seine Geschichte oder das Bedürfnis absprechen, diese ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Rein musikalisch hat dennoch das aktuelle Album bei mir nicht so verfangen wie das vorige. Statt synkopiertem Groove gibt es diesmal „four on the floor“-Stücke wie den Konzert-Opener „Everybody“, die ich in ihrer Fröhlichkeit ziemlich anstrengend finde – wenngleich die dahinterliegende Message unterstützenswert ist.

Positiv fällt mir hingegen die Diversität der Band auf, die aus fünf Musiker*innen unterschiedlichster Herkunft zusammengesetzt ist und mehrheitlich schon seit Jahren mit Sinkane tourt. Einige der Charaktere auf der Bühne würde ich auch als sehr speziell bezeichnen. An erster Stelle steht für mich hier Leadgitarrist Jonny Lam, der seine Glitzergitarre mit offenem Bademantel spielt, und auch während der Soli seinen stoischen Gesichtsausdruck nicht ablegt.

Gerade das Abdriften einiger Stücke in ausufernde Improvisationspassagen ist für mich übrigens eine angenehme Überraschung. Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Gast die bisweilen ins psychedelische schweifenden exzessiven Soli zu würdigen wusste, aber ich hab’s genossen.

Fazit

Als letztes Stück vor der Zugabe wird auch mein Favorit „On Being“ des neuen Albums gespielt. Ich bin zufrieden, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

4
Ticketpreis: 22,50 €

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