Schonmal im Frühjahr angesetzt, dann aber auf den Herbst verschoben war es nun endlich soweit. Monolink kommt Anfang November ins Velodrom. Sein Debüt Amniotic vor mittlerweile vier Jahren fand ich ganz gemütlich, und da sonst nix auf dem Zettel steht, schau ich mir das mal an.
Im Velodrom war ich vor einigen Jahren schonmal bei Florence + The Machine. Große Halle für einen einzelnen Elektro-Künstler, der zudem keinem was sagte, dem ich von meinem heutigen Konzerttermin erzählte? Kann ich mir nicht vorstellen, da gibt’s vielleicht noch irgendwo ’ne kleinere Stage im Gebäude. Soweit zumindest meine Gedanken vorher, aber nix da. Das UFO ist einfach nur der Innenraum der Arena mit abgehängten Sitzplätzen. Und wie beim letzten Mal stand ich auch wieder Ewigkeiten an, obwohl der Einlass schon seit anderthalb Stunden lief. Pro-Tip: keine Tasche mitnehmen, die muss nochmal in eine separate Garderobe. Dort waren heute ganze zwei (!) Personen für knapp 5.000 Leute zugange.
Während ich da also anstand, wummerte schon Musik durch die Wände. Nach einer dreiviertel Stunde war ich dann endlich in der zweiten Schlange zum eigentlichen Einlass und nach gefühlt weiteren 15 Minuten strammem Fußmarsch durch das riesige Gebäude stehe ich endlich im Saal.
Zum Glück ist dort noch der Support zugange. Der nennt sich Amelie Paul und macht Elektro mit weiblichen Gesangsanlagen, die in einzelnen Stücken in Opernsopran abgleiten. Bin kein Fan dieser Art von Gesang, aber das hat zumindest Neuigkeitswert. Nette Einstimmung, phasenweise aber auch ein bisschen zu gechillt für die tanzwütige Meute.
Nach immerhin recht kurzer Pause betritt Steffen Linck a.k.a. Monolink dann die Bühne. Dessen Alleinstellungsmerkmal ist die Verknüpfung von Singer-Songwriter-Elementen mit klassischem Vierviertel-Elektro. Das hört sich zunächst recht experimentell an, klingt aber erstaunlich mühelos. Zwischen den stampfenden Bässen werden Texte gesungen, die ich mir auch mit Gitarre am Lagerfeuer instrumentiert vorstellen kann. Nichtsdestrotrotz wird der Beat aufrecht erhalten, es gibt kaum Pausen zwischen den Stücken, sodass das Set weitgehend tanzbar bleibt.
Die wenigen Verschnaufpausen nutzt Monolink dafür, sich für den warmen Empfang des Publikums dankbar zu zeigen und deutlich zu machen, dass er das Konzert auch für sich selber macht. Im etwas langsameren Mittelteil wird eine Akustikgitarre ausgepackt und mit „Outgrown“ das ruhigste Stück des Abends angestimmt, das er den Protestierenden im Iran widmet. Etwas später wird das Tempo nach der rhethorischen Frage „Habt ihr Bock auf Techno?“ dann aber wieder angezogen und bis zum Ende durchgezogen.
Alles in allem ein schön verschwitzer Abend, getrübt höchstens durch die Location. Das Velodrom ist zwar ganz geil für diese Art Musik, aber der Einlass… Damit ich mich nicht im Anschluss nochmal eine Stunde irgendwo anstellen muss, wenn die ganzen Leute wieder nach draußen strömen, spute ich mich schonmal nach der ersten Zugabe zur Taschenausgabe. Und da das Suchen der richtigen Tasche in den Regalen länger dauert, als sie einfach da reinzustellen (ein Ordnungssystem scheinen sie noch nicht entwickelt zu haben), bin ich auch ganz froh über diese Entscheidung.
Fazit
Sympathischer Typ, aber eine Nummer kleiner (und woanders) hätte ich besser gefunden. Ob es mich davon unabhängig ein zweites Mal zu Monolink ziehen würde, kann ich aktuell aber noch nicht absehen.