Als zweites Konzert des Jahres gibt’s eine Band, deren Debütalbum erst im vergangenen Jahr erschien. Das Konzert in der Columbiahalle ist dennoch bereits seit Monaten ausverkauft. Hohe Erwartungen also an The Blaze, ob sie die erfüllen können?
Meinen ersten Kontakt zu The Blaze hatte ich vor mittlerweile drei Jahren über einen Vimeo-Staffpick, der mir das Stück „Virile“ in den Feedreader spülte – ein Video, das mich nachhaltig beeindruckte. Zugegeben, der einsetzende verfremdete Gesang ist gewöhnungsbedürftig, und dieses Stilmittel zieht sich auch durch die weiteren Veröffentlichungen der beiden Franzosen. Wenn man sich darauf allerdings einlässt und auf die Texte achtet, verströhmen die Stücke eine wohlige Stimmung, die von Wärme und Empathie zeugt.
Auch die folgenden Clips („Territory“, „Heaven“) hielten den hohen Anspruch aufrecht. Gezeigt werden Momente im Leben junger Menschen vom Rand der Gesellschaft. Die Geschichten sind aber nicht, wie man angesichts des Sujets erwarten würde, deprimierend und problembeladen, sondern zeigen Momente von Glück, Liebe und Verbundenheit. Die Videos sind untrennbar mit dem Konzept von The Blaze verbunden, die beiden Franzosen sind auch bei der filmischen Untermalung federführend.
Das Zusammenspiel aus Musik und Visuals setzt sich auch auf der Konzertbühne fort. Die beiden Künstler stehen an Mischpulten eingerahmt von zwei großen Displays. Die darauf projizierten Videosequenzen sind allerdings nicht den genannten Clips entliehen, sondern wurden von Dritten beigesteuert. Ich hörte von einigen, die darüber etwas irritiert waren, ich fand aber gerade diese Rekontextualisierung durchaus reizvoll, da sie einen neuen Blick auf die Stücke ermöglichte.
Denn musikalisch gibt es ansonsten keine Überraschungen. Die Bühnenaktivität der Künstler beschränkt sich im Wesentlichen darauf, den eingangs erwähnten verfremdeten Gesang beizusteuern und die Tonspuren abzustimmen. Ich habe angesichts der sehr elektronischen Musik allerdings auch keine Bigband mit Instrumenten erwartet.
Mein Highlight des Abends ist das Stück „Queens“. Das Stück ist für sich genommen bereits sehr wirkungsvoll, wird aber visuell noch verstärkt durch einige weitere gemeinsame Momente im Zusammenleben der beiden Protagonistinnen des zugehörigen Videos:
Fazit
Mein Ziel war es, die Musik nicht nur zu hören, sondern physisch zu spüren. Als mir bei Gänsehaut der warme Bass die Haare an den Armen massierte, war dieses Ziel erreicht.