Vor ein paar Monaten machte mich eine Kollegin auf SOHN aufmerksam, dessen bei SoundCloud eingestellte Stücke mir ganz gut gefallen haben. Da ich bei elektronischer Musik aber Ansprüche habe, was eine Livedarbietung sehenswert macht, war ich zunächst etwas zögerlich. Ein Mitschnitt seiner Klavierinterpretation des Stücks Tempest hat mich dann aber doch neugierig gemacht, sodass ich mich heute im ausverkauften Heimathafen einfand.
Vorband war das ungleiche Paar Joy Wellboy, das sich ganz gut ins Zeug legte und dafür vom Publikum vergleichsweise wohlwollend aufgenommen wurde. Was sie spielten klang zwar alles ganz nett, allerdings ging mir keins ihrer Stücke so recht ins Ohr. Macht nix, so blieb Zeit, sich noch mit einem Getränk zu versorgen.
Nach kurzem Umbau hieß es dann Licht aus und Bühne frei für den Haupt-Act des Abends. Im Zappendustern besteigt SOHN in seinem Mönchskutten-Hoodie eine Empore in der Mitte der Bühne, auf der flankiert von Leuchtstoffröhren ein Mischpult aufgebaut ist. Zu seinen Seiten nehmen zwei weitere Musiker Platz, die ihn im Lauf des Abends an Tasten und E-Bass unterstützen werden. Das verleiht dem Konzert zwar einen Hauch von live eingespielter Musik, kann aber dennoch nicht ganz darüber hinwegtrösten, dass die Performance weitgehend meinem Schreckensszenario eines nur an Mischpultreglern drehenden Künstlers entspricht – wäre nicht zumindest SOHNs engelsgleiche Stimme, die durch sämtliche seiner Stücke trägt.
Nicht gerade engelsgleich war allerdings das Gröhlen einiger Konzertbesucher, die es sich nicht nehmen ließen, auch mitten in den Stücken ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Dazu muss gesagt werden, dass aufgrund des üblicherweise recht langsamen Tempos die Musik von SOHN nicht gerade Partymucke ist, die zum Tanzen einlädt (mal von Ausnahmen wie Lights abgesehen). Stattdessen spannen sich atmosphärische Flächen auf getragenen Beats, denen die bassbetonende Akustik des Saalbaus im Heimathafen sehr entgegen kommt. Für meinen Geschmack also eher was zum gespannten Lauschen, nicht zum Ausrasten.
Wie dem auch sei, das kann man ja kaum dem Künstler zum Vorwurf machen. Der zog sein Ding auch dessen ungeachtet durch. Gern hätte ich mir etwas mehr Kommunikation mit dem Publikum gewünscht, die eine oder andere Anekdote zu den Stücken oder irgendwas, das zwischendurch für etwas mehr Luft gesorgt hätte. Denn auch wenn ich die Musik und die Stimme nach wie vor großartig finde, Schlag auf Schlag für anderthalb Stunden stellt sich unweigerlich das Gefühl ein, dass es irgendwie doch alles recht ähnlich klingt.
Fazit
So muss ich sagen, dass ich mir – durch den oben genannten Video-Mitschnitt angefixt – etwas mehr erhofft hatte. Das Album kann ich empfehlen, das Konzert fällt aber eher in die Kategorie „ich war von Anfang an dabei“.