alt-J (C-Halle)

Konzertkritik: Alt-J
Price:
32,90 €

Reviewed by:
Rating:
5
On 11. Februar 2015
Last modified:24. April 2016

Summary:

Bisher definitiv unter den besten Konzerten des Jahres. Und ich denke, ein Album später werde ich mir das wieder anschauen – hoffentlich dann noch nicht in der Dimension O2-World.

Vor zwei Jahren spielten alt-J schonmal in Berlin, und ich war nicht dabei. Darüber hab ich mich im Nachhinein ziemlich geärgert, wenngleich ich von dritten gehört habe, das Konzert sei recht enttäuschend und vor allem verdammt kurz gewesen. Ein Album später und eine Nummer größer verschlug es sie heute in die C-Halle, und diesmal wollte ich mir eine eigene Meinung bilden.

Wie sich’s gehört, spielte vorher natürlich ein Support in Form der Londoner Band Gengahr. Deren Indierock fand ich zwar an sich ganz eingängig, allerdings auf die Dauer auch recht eintönig, da so ziemlich alle Songs mit gleichbleibender Falsettstimme gesungen wurden. Ein bisschen mehr Varianz diesbezüglich, dann könnt’s was mit uns werden.

Nach kurzer Umbauphase kamen dann die Jungs von alt-J… Pustekuchen! Stattdessen stürmten drei Jungs und eine Frau auf die Bühne und gaben einen weiteren Support. Die nennen sich Wolf Alice und machen etwas punkigeren Rock, auch wenn sie nicht so aussehen. Hat mich nicht vom Hocker gehauen.

Ein Konzert mit zwei Vorbands hab ich noch nicht erlebt. Dem Zyniker in mir fällt als einziger Grund dafür ein, dass sich der Hauptact möglichst kurz fassen möchte. Da alt-J nicht unbedingt Musik machen, bei der man in den ersten Reihen abfeiern muss, habe ich mich heute auch etwas skeptisch für den Oberrang der C-Halle entschieden. Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend verfluchen.

Wer alt-J nicht kennt – ich hab heute erfahren, dass es solche Leute gibt – dem würde ich als Beschreibung „na so Indie halt“ sagen. Unter den Indie-Bands sind sie für mich dennoch Teil des Mainstreams (ich bin mir der Widersprüchlichkeit dieses Satzes bewusst). Ihre Musik ist eigentlich zu nerdy und verschwurbelt, um massenkompatibler Pop zu sein, dennoch sind sie damit gleichermaßen beliebt bei Fans und Kritikern.

alt-JUnd im Konzert? Der Opener Hunger of the Pine (beknacktes Video) setzte auf jeden Fall schonmal eine Marke und blies meine vorherigen Bedenken weg. Es brauchte nicht erst ein paar Stücke, um Stimmung aufzubauen, sondern mit den ersten Takten war diese hergestellt. Ich komme nicht umhin, dieses Konzert mit dem von Interpol vor einer Woche zu vergleichen: Beide Bands sind nicht unbedingt für ihre ausschweifenden Performances bekannt, und beide Male gab es in der Setlist auch Stücke, die ich auf einem Album skippen würde.

Dennoch lagen in Sachen Atmosphäre Welten zwischen den Konzerten. Wenn man schon keine tolle Show abzieht oder das Publikum mit Dialog bei Laune halten kann, sollte man anderweitig für Stimmung sorgen. Und alt-J taten dies mit einer beeindruckenden Lichtshow, die sich sehen lassen kann. Und auf der Tribüne hatte ich denke ich auch einen der besten Plätze, um das in Gänze zu bewundern. Das soll natürlich nicht heißen, dass hier nur über die Optik Eindruck geschindet wurde. Auch musikalisch hatte das alles Hand und Fuß, der recht anspruchsvolle Gesang war auf den Punkt.

Fazit

Bisher definitiv unter den besten Konzerten des Jahres. Und ich denke, ein Album später werde ich mir das wieder anschauen – hoffentlich dann noch nicht in der Dimension O2-World.


alt-J „Every other Freckle“ on Vimeo.

5
Ticketpreis: 32,90 €

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