Culk (Urban Spree)

Konzertkritik: Culk
Price:
19,20 €

Reviewed by:
Rating:
5
On 7. Februar 2024
Last modified:13. Februar 2024

Summary:

Schockschwerenot… vollkommen unerwartet meldet sich mein Handykalender und sagt mir, ich muss in zwei Stunden bei einem Konzert auf der Matte stehen. Das hatte ich ja so gar nicht auf dem Schirm gerade, und richtig in Stimmung bin ich auch nicht. Aber hilft ja nix, los geht das Konzertjahr 2024 mit Culk.

Das Urban Spree ist eine weitere Bühne auf dem RAW-Gelände, wo sich auch das Astra und das Badehaus befinden. Nach einer Weile herumirren auf dem finstren Gelände kann ich den Laden auch kurz hinter dem Eingang der Warschauer Straße ausfindig machen. In jedem Einkaufszentrum sind die Läden besser ausgeschildert. Ich bin trotzdem noch rechtzeitig da, um den Support mitzubekommen.

Pieke

Die Bühne betritt die Berliner Avantgarde-Popperin Pieke in Begleitung einer E-Gitarristin. Der Gesang ist deutschsprachig, die Texte irgendwo zwischen Wut und Selbstmitleid, untermalt von elektronischen Klängen und Stimmverzerrung. Könnte ganz geil sein, spricht mich aber doch nicht an. Vielleicht liegt’s daran, dass mir die Texte zu sehr aus der Opferrolle formuliert sind? Ich bin nicht die Zielgruppe, die sich darin wiederfinden könnte.

Culk

Gekommen war ich aber wegen des Haupt-Acts. Die vierköpfige Wiener Band um Sophie Löw kam mir 2020 das erste Mal mit ihrem Debüt „Begierde/Scham“ unter. Aus dem Stück lässt sich der Stil der Band ganz gut ableiten: knackige Gitarrenriffs, treibendes Schlagzeug, dazu Löws monotoner Gesang mit mal mehr, mal weniger verklausuliert-lyrischen Texten… die Genrebezeichnungen Post-Punk und Shoegaze treffen’s ganz gut.

Das Konzert öffnet mit dem Titelstück des aktuellen Albums „Generation Maximum“, das jegliche Zweifel daran, ob sich das heute lohnen wird, bereits ausräumen kann. Der Sound ist gut abgemischt und die vier Leute auf der Bühne gehen auf in dem, was sie da tun.

Als ich mir vor einer Weile das Ticket besorgte, hatte ich leichte Bedenken, ob ich Löws Stimme auf anderthalb Stunden immer noch gut finden werde, da der Gesangsstil schon recht eigen ist. Nach dem Konzert kann ich aber sagen, dass diese Sorge unbegründet war. Dazu passiert musikalisch zu viel um die Lyrics herum. Und es gibt zwischen den Stücken ja auch noch ein paar Ansagen zur Inspiration für die jeweiligen Verse.

Grundsätzlich tue ich mich mit deutschsprachigen Texten ja recht schwer – zumindest wenn sie ernst gemeint sind. Wenn man mal Spaßprojekte wie Knorkator oder Deichkind außen vor lässt, muss ich schon bis Sophie Hunger 2015 in meinem Archiv zurück gehen, um was vergleichbares zu finden. Dennoch gibt es eine Handvoll Stücke, bei denen ich die Poesie zu würdigen weiß, zum Beispiel beim in der Zugabe gespielten Gender-Appell „Dichterin“:

Während des Abends sinniere ich darüber, ob ich gerade eine Post-Punk-Phase habe. Aufgrund meiner Auslassungen zu den Whispering Sons neulich beim Airwaves, einem demnächst noch anstehenden Dry-Cleaning-Konzert und mit Thus Love einer meiner musikalischen Entdeckungen des vergangenen Jahres kann ich das nicht abstreiten. Aber was soll ich sagen, das fetzt halt. Hingerotzte cleane Gitarrenlicks mit Reverb auf 11 treffen gerade meinen Nerv – erst recht, wenn man den Leuten, die das fabrizieren, anmerkt, dass sie gerade voll in ihrem Element sind.

Fazit

Ich war zwar heute so gar nicht auf Konzert eingestellt, aber Culk hat mich trotzdem von den Socken gehauen. Geiler Scheiß, bis nächstes Mal.

5
Ticketpreis: 19,20 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

AlphaOmega Captcha Classica  –  Enter Security Code
     
 

You may use these HTML tags and attributes:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>