Glasser (Monarch)

Konzertkritik: Glasser
Price:
25 €

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Rating:
4
On 13. Februar 2024
Last modified:13. Februar 2024

Summary:

Nicht alles ein Knaller, aber trotzdem ein schöner Abend mit einer sympathischen Band. Schade nur, dass nach nicht mal anderthalb Stunden ohne Zugabe Schluss ist.

Heute hat es mich erstmalig in den Monarch verschlagen – klingt edel, ist aber am Kottbusser Tor. Unangenehme Erinnerungen kommen wieder hoch an das letzte Mal, als ich ein Konzert in der Ecke besucht habe. Aber ich geb der Sache mal eine Chance. Man kann sich’s als Künstler*in ja nicht immer aussuchen, wofür man gebucht wird.

Um es aufzulösen: Wenn man den Eingang mal gefunden hat, ist der Monarch eigentlich ein ganz gemütlicher Schuppen mit kleiner Bar, diversen Sitzmöglichkeiten und Fenstern direkt zur Skalitzer Straße raus, durch die man besten Blick auf das bunte Treiben und die vorbeihuschenden Blaulichter hat. Rustikal, aber nicht ganz so schrammelig wie befürchtet.

Dafür ist die Bühne nicht gerade groß, auf einstelligen Quadratmetern finden sich heute abend drei Personen zum musizieren ein. Die Künstlerin nennt sich Glasser, kommt aus den USA und hat sich zur Verstärkung zwei Instrumentalisten mitgebracht. 2010 spülte mir ein bekannter Musikstreamingdienst ihr Debutalbum „Ring“ in die Vorschläge. Davon war in meinen Ohren nicht alles ein Hit, aber ein paar Stücke wie z.B. „Home“ fanden ihren Weg in meine Sammlung. Der 2013 erschienene Nachfolger „Interiors“ hat mich eher kalt gelassen, und anschließend verschwand Glasser auch ganz von der Bildfläche. Etwas unerwartet erschien aber vergangenes Jahr ein neues Album „Crux“, das ich auch wieder ganz eingängig fand. Für den zweiten Termin der zugehörigen Europatour verschlug es sie heute nach Berlin.

Glasser

Musikalisch macht Glasser den Eindruck einer Soundbastlerin, die allein am heimischen Rechner Beats zusammenstöpselt und mit ihrer Stimme Gesangsflächen und Harmonien erzeugt. Umso überraschter bin ich, dass sie heute mit echten Instrumenten unterstützt wird. Und noch überraschter bin ich, dass selbst ich als recht frequenter Konzertgänger heute einige Instrumente das erste Mal auf der Bühne sehe. Ist schonmal jemandem eine Bassquerflöte untergekommen? Und wie Chekhov’s Gun liegt noch ein Omnichord gut sichtbar am Bühnenrand, das erst zum allerletzten Stück zum Einsatz kommen soll.

Entsprechend sind die Stücke neu arrangiert, um auf die Instrumentierung mit Blasinstrumenten, Klavier und Geige zu passen. Der Beat und einige Unterlegungen kommen zwar vom Band, aber ich habe heute nicht den Eindruck, dass da nur über vorproduzierten Sound gesungen wird.

Die Musik hat ihre Ecken und Kanten, es ist nicht alles durchquantisiert, und man kann auch mal ein paar Minuten damit verbringen, die Schuhe neu zu schnüren oder das Sound-Feedback der Tonabnehmer zu untersuchen, wenn die Flöte nicht so will, wie sie soll. Klingt sehr etepetete, gibt dem ganzen aber andererseits einen für Electronica ungewöhnlich menschlichen Anstrich. Ich habe den Eindruck, dass Künstlerin und Publikum das Konzert gleichermaßen genießen, vielleicht auch weil gefühlt der halbe Laden sie persönlich zu kennen scheint.

Fazit

Nicht alles ein Knaller, aber trotzdem ein schöner Abend mit einer sympathischen Band. Schade nur, dass nach nicht mal anderthalb Stunden ohne Zugabe Schluss ist. Mein Favorit vom ersten Album war wohl zu eklektisch, um ihn neu für Instrumente zu arrangieren:

4
Ticketpreis: 25 €

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