Seit geraumer Zeit warte ich darauf, die Hundreds mal wieder live zu sehen, da sie ein Talent dafür haben, immer dann in Berlin zu gastieren, wenn ich gerade nicht im Lande bin. Diesmal hat’s aber endlich geklappt und es hat sie in den schönen Heimathafen verschlagen.
Support
Den Auftakt bildet eine Musikerin mit dem Alias Marlena Käthe, die in Begleitung mit Gitarre, Keyboard, ein paar elektronischen Backing-Tracks und natürlich Gesang die Bühne bespielt. Der Stil wird im Promo-Material als „Darkfolk“ beschrieben, was mir nach dem Konzert auch nicht mehr sagt als vorher. Sprachlich wechseln sich Stücke auf Deutsch und Englisch ab, was ich für sich allein genommen schon ziemlich irritierend finde. Musikalisch wie inhaltlich holt’s mich aber auch unabhängig davon nicht ab. Kein Name, nach dem ich künftig Ausschau halten werde.
Hundreds
Aber ich bin ja auch der Hundreds wegen gekommen. Das Hamburger Geschwisterpaar habe ich schon das eine oder andere Mal live erlebt und für hervorragend befunden. Diese Tour firmiert, bezugnehmend auf ihr letztes 2020 erschienenes Album The Current, unter dem Label „The Current Elektro Akustik Tour“. Entsprechend haben sie sich verstärkt mit einem Pedal-Steel-Gitarristen, der auf dem Album bereits einige Stücke mit dem ansonsten eher aus dem Country gewohnten Instrument garnierte. Der Termin im Heimathafen soll der krönende Abschluss der Tour werden.
Den Eindruck eines fulminanten Finales macht mir der Abend aber leider nicht, der Heimathafen ist bei weitem nicht ausverkauft. Immer wenn ich dort bin, freue ich mich darauf, dass das auch eine körperliche Erfahrung werden kann, denn der Saalbau hat einen guten Sound mit satten Tiefen. Leider ist es damit heute nicht weit her. Die Lautstärke bleibt gemäßigt, sodass ich meinen Gehörschutz problemlos in der Tasche lassen kann.
Ich will aber nicht leugnen, dass es auch ein bisschen an meinen Erwartungen liegen könnte, denn ich hatte mir mehr Tanz als Fußwippen erhofft. Um mich herum sind einige männliche Begleitungen ihrer Partner*innen sichtlich so mitgerissen von der Musik wie eine Marmorsäule, was meiner Stimmung nicht gerade zuträglich ist. So bleibt die atmosphärische Darbietung von „Happy Virus“ heute der einzige Moment, der mich berühren konnte.
Fazit
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin etwas enttäuscht von diesem Abend. Nicht so schlimm, dass ich kein Konzert der Hundreds mehr besuchen würde, aber meine Erwartungen waren höher.