Durch das heutige Konzert steigen die Norweger jetzt auf den alleinigen Spitzenplatz der am meisten von mir heimgesuchten Acts auf. Same procedure as every year?
Ich war erst im Mai vergangenen Jahres bei Motorpsycho, aber seitdem gibt’s schon wieder zwei neue Alben. Trotz personeller Veränderungen (es musste mal wieder ein neuer Drummer gefunden werden) ist der kreative Output nach wie vor ungebremst. Das aktuelle Album trägt den Titel „Yay!“, bei dem ich nicht umhin komme, den ironisch zu verstehen, handelt es sich doch um ein ungewohnt lagerfeuergitarriges Werk. Werden die Herren langsam alt und brauchen mal eine Atempause?
Ich habe heute zumindest anfangs diesen Eindruck, geht es doch erstmal mit ein paar ruhigen Akustikstücken los, die im Sitzen gespielt werden. Wer die Musik der Band in ihren lauten Passagen einfach nur als wildes Gekniedel ohne Finesse abstempeln würde, kann sich nun davon überzeugen, dass das durchaus technisch sehr versiert ist, was Hans Magnus Ryan und Bent Sæther da auf ihren Instrumenten darbieten.
Kurz bevor es dann aber doch zu schunkelig wird, werden die akustischen durch elektrische Instrumente ausgetauscht und die Lautstärke hochgefahren. Seit meiner allerersten Konzerterfahrung mit Motorpsycho bin ich ja vorgewarnt, was die Lautstärke angeht, diesmal bin ich bestens mit Gehörschutz ausgestattet. Ich kann das nur jeder und jedem empfehlen, so bleibt die Musik eine körperliche Erfahrung, ohne dass die Ohren zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden.
Einer der ersten Brecher ist der Alchemyst, auf den ich schon seit Jahren warte. Damit hat sich der Abend für mich schon gelohnt und ich kann einen Eintrag auf meiner Bucketlist abhaken. Danach brauche ich erstmal ein paar Stücke, um runter zu kommen. Als zweites Highlight kann ein mehrminütiges Solo des neuen Schlagzeugers Ingvald Vassbö gelten, das sich nach etwas monotonem Einstieg in ein geradezu melodisch wirkendes Trommelinferno steigert.
Fazit
Mal wieder ein lohnenswertes Konzert. Ohne Schnickschnack und Support wird von Punkt 20:00 bis 22:40 durchgespielt, da bekommt man was geboten für sein Geld. Trotzdem sie jetzt mal mein Lieblingsstück gespielt haben, würde ich mir Motorpsycho wieder anschauen, solange sie sich nicht musikalisch gänzlich von mir weg bewegen.