Marika Hackman (Hole44)

Konzertkritik: Marika Hackman
Price:
28,30 €

Reviewed by:
Rating:
5
On 11. April 2024
Last modified:26. April 2024

Summary:

Marika Hackman spielt Stücke aus allen Schaffensperioden, eine Tour-de-Force durch das ganze emotionale Spektrum zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ich würde auch nochmal hingehen.

Was LX noch nicht ahnt, ist, dass das Ende der Welt nah ist und dies sein letztes Konzert für eine lange Zeit sein wird… so erzählt rückblickend die Stimme aus dem Off davon, als ich Marika Hackman damals im Jahr 1 v. C. live sah. Aber Schwamm drüber, jetzt ist’s ja wieder gut, und Marika spielt mit neuem Album in Berlin. Auf geht’s.

Als Location dient diesmal das Hole44 in der Hermannstraße. Hab ich vorher noch nie gehört und könnte das erste Mal sein, dass ich außerhalb vom S-Bahn-Ring ein Konzert besuche. Es gibt ja Leute, die würden sagen, das gehört gar nicht mehr zu Berlin. Der Schuppen entpuppt sich jedoch entgegen seines Namens als durchaus gediegener Ort: großräumig, Balkon, gute Licht- und Soundanlage. Zudem ist der Laden eher breit als lang, was dazu führt, dass die meisten einen guten Blick auf die erhöhte Bühne haben sollten. Als ich das „Rauchen => Hausverbot“-Schild am Eingang sehe, fühle ich mich zudem gleich besonders wohl. 🙂

Gia Ford

Ich habe ja insgeheim gehofft, dass wieder Polly Mackey a.k.a. Art School Girlfriend den Support geben würde, da ich mich seitdem in deren Schaffen tiefer eingehört habe und das ziemlich geil finde. Die Hoffnung ist nicht gänzlich unbegründet, da Mackey und Marika Hackman zwischenzeitlich ein Paar geworden sind. Aber als zwei andere Leute die Bühne betreten, wird klar, dass das leider nicht geklappt hat.

Gia Ford

Bei den beiden Personen handelt es sich um die Britin Gia Ford und ihren Gitarristen Conor Houston, der nach kurzer Vorstellung gleich in die stark übersteuerte Westerngitarre haut. Zunächst etwas davon verstört muss ich aber zugeben, dass mich der Sound dann doch sehr schnell gefesselt hat. Das ist nicht nur Lagerfeuer-Geschrammel, sondern sehr ausgefeiltes und sauberes Spiel jenseits von Standard-Akkorden. Und der Typ rotzt das nonchalant hin und bewegt sich dazu auch noch theatralisch. Ich bin mittelschwer beeindruckt.

Zum Rest kann ich gar nicht so viel sagen, ich bin so im Tunnelblick auf den Gitarristen. Die Texte habe ich nicht im Detail verfolgt, wenngleich der Gesang (insbesondere auch in den Passagen, in denen beide in Harmonie singen) sehr schön anzuhören ist. Zum Abschluss verkündet Gia Ford, dass sie gern auch nochmal mit ihrer ganzen Band in Berlin spielen möchte. Nachdem ich im Nachklapp ein paar vollproduzierte Songs auf YouTube angeschaut habe, muss ich aber sagen: die Schmalspur-Besetzung heute hat mir besser gefallen. Das, was mich begeistern konnte, geht im Instrumente-Mix leider unter.

Marika Hackman

Nach kurzem Umbau und Soundcheck betritt dann Marika Hackman mit ihrer Band die Bühne. Zum Auftakt gibt’s gleich mal meinen Favoriten vom aktuellen Album, die Panikattacken-Selbsthilfehymne „No Caffeine“. Entsprechend bedarf es heute für mich keiner langen Einstimmung.

Marika Hackman

Im Fazit meines letzten Reviews hatte ich angemerkt, dass ich gern noch ein paar ältere Stücke gehört hätte, über die ich seinerzeit auf sie gestoßen bin. Gerade für Künstler*innen, die ihre Musik als Therapie verwenden, stelle ich es mir schwierig vor, sich auf Konzerten immer wieder den Dämonen der Vergangenheit zu stellen und Stücke aus einer Lebensphase zu spielen, mit der man eigentlich schon abgeschlossen hat.

Heute hat sich Hackman trotzdem auch ihrem älteren Œvre gewidmet, wenngleich dafür zu „Claude’s Girl“ lieber der Ring vom Finger in die Hosentasche wandert. Im Mittelteil steht sie für eine Handvoll Stücke sogar allein mit E-Gitarre auf der Bühne und spielt ein paar „Downer“, bei denen es feuchte Augen gibt – darunter auch ein Cover von Elliott Smiths „Between the Bars“.

Gegen Ende zieht das Tempo erwartungsgemäß auch wieder an, sodass das Publikum nach der vorgezogenen Zugabe den Laden nicht total deprimiert verlassen muss. Zum Dank an eine Souffleuse aus der ersten Reihe, die bei einem kurzen Text-Blackout aushelfen kann, gibt’s sogar noch den heutigen Gitarrenpick.

Fazit

Marika Hackman spielt Stücke aus allen Schaffensperioden, eine Tour-de-Force durch das ganze emotionale Spektrum zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ich würde nochmal hingehen.

5
Ticketpreis: 28,30 €

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